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Nennthier. Oder vielmehr das Rennthier macht diese öden, schneeigen 
Gegenden allein bewohnbar. Es gibt seinem Herrn Alle?, was er braucht: 
Nahrung, Kleidung, Wohnung. Der Hund ist der treue Begleiter des 
Menschen auf allen seinen Wegen, sein Mitkämpfer gegen wilde Thiere 
und feindliche Menschen. Doch je höher die Kultur steigt, desto entbehr¬ 
licher wird der Hund, weil die Jagd abnimmt, die Viehzucht mehr in 
Ställen betrieben wird. Deßhalb mehrt sich die Zahl der Hunde in 
Europa nicht in dem Grade, wie die der eßbaren, Milch-gebenden, Last- 
tragenden und Wolle-liefernden Thiere. Die Gefahr der Tollheit 
empsiehlt sogar die Verminderung des treuesten aller Thiere. 
Überhaupt wird durch die steigende Bevölkerung die Zahl der schäd¬ 
lichen oder minder nützlichen Thiere immer mehr beschränkt. In man¬ 
chen Ländern sind die schädlichsten Raubthiere bereits ausgerottet, in an¬ 
dern auf die Gebirge unv Waldbezirke eingeschränkt. Bald werden 
manche Gattungen ganz ausgerottet sein. Schon lange gibt es z. B 
keine Wölfe mehr in England, und in Deutschland sinv sie große Set" 
tenheiten geworden. Ähnlich geht es mit den Bären und Luchsen- 
Löwen und Tiger haben sich fast aus allen Gegenden, wo sich Europäer 
niedergelassen haben, zurückgezogen und die Zeit wird kommen, wo man 
solche Thiere als Seltenheiten hegen muß. So ist es bereits mit man¬ 
chen eben nicht schädlichen, aber die Jagdlust reizenden Thieren gegangen 
z. B. mit dem Steinbock, der Gemse, dem Auerochsen. Hoffentlich wird 
indessen die Erkenntniß immer mehr um sich greifen, daß man Thiere 
überhaupt nicht quälen oder ohne Noth tödten dürfe, und Dies wird 
wenigstens die unschädlichen vom gänzlichen Untergange retten. Denn 
warum sollte man Gottes Welt arm an Geschöpfen machen? warum 
zerstören, Was wir nicht wieder schaffen können? 
4. Die Hausthiere. 
Als die Menschen nicht mehr in dem Paradiese lebten, und nicht 
mehr überall reife Früchte zu ihrer Nahrung fanden, mußten sie ar¬ 
beiten und im Schweiße ihres Angesichtes ihr Brod essen. Da bau¬ 
ten die Einen das Feld, die Anderen aber zähmten sich Thiere, von 
deren Fleische und deren Milch sie lebten, für deren Schutz und Nah¬ 
rung sie dagegen sorgten. So wurden die ersten Menschen Hirten, 
besonders aber Schäfer; denn die Zähmung der Schafe war ohne 
Zweifel leichter, als die des Rindviehes. Man kennt indessen von vie¬ 
len unserer Hausthiere die eigentlichen Stammeltcrn nicht mehr; so 
sehr sind die zahmen Nachkommen von ihren wilden Vorfahren ausge¬ 
artet. Denn es gibt zwar in manchen Ländern sogenannte wilde 
Pferde, Rinder, Hunde u. s. w. allein diese sind blos verwildert, weil 
sich Niemand ihrer annahm. Auch lassen sich dieselben mit nicht gar- 
großer Mühe wieder zähmen. 
Die jetzigen Hausthiere werden aber zu verschiedenen Zwecken 
unterhalten. ^ Die einen nützen den Menschen nur durch ihren Tod, 
indem man ihr Fleisch als Nahrung und ihre Haut oder Federn zur 
Kleidung oder Bettung benutzt. Diese besitzen die geringsten geistigen 
Fähigkeiten und können in den Gegenden, wo die Menschen noch nicht 
so zahlreich sind, durch die Jagd der wilden Thiere ersetzt werden.
	        
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