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13000, in Basel 14000, tu Mainz 16000, in Köln 30000 Menschen, 
und viele andere Städte Europas starben beinahe gänzlich ans. 
Im Jahr 1347 begann die fürchterliche Pest, die später unter dem 
Namen des schwarzen Todes (Cholera) bekannt wurde. Sie kam von 
dem nordöstlichen Asien, und überzog bald alle damals bekannten Länder 
der Erde. Im ersten Jahre hielt sie sich vorzüglich an den Meeresküsten; 
1348 jedoch drang sie auch in das Innere der Länder, und wüthete 
unter Menschen und Thieren. Die allzu vielen Todten blieben meistens 
nnbegraben auf den Straßen liegen, die Äcker wurden nicht mehr besorgt; 
und die Hausthiere irrten herrenlos auf den Feldern umher. Bis auf 
den wildesten Trieb der Selbsterhaltung und eine gränzenlose Furcht 
schienen alle anderen Leidenschaften der Menschen gänzlich erloschen zu 
sein. Manche asiatischen Städte starben beinahe ganz aus; in London 
starben 80000, in Paris mehr als der vierte Theil der Einwohner, in 
Lübeck während einer einzigen Nacht 1600; in Wien erlagen während drei 
Monaten täglich gegen 700 bis 800, und zur Zeit der größten Höhe 
der Krankheit einmal an einem einzigen Tage 1400 Menschen. Selbst 
die Kaiser und Könige zu dieser Zeit, so sehr sie sich zu schützen suchten, 
wurden nicht verschont. So ging es 5 Jahre lang und dennoch war es 
noch nicht genug, denn nach einer Ruhe von wenigen Jahren folgte ein 
fast noch stärkerer Ausbruch. Damals sielen als Opfer unter anderen 
5 Kardinäle und 100 Bischöfe, die sich eben zu einem Concilium ver¬ 
sammelt hatten, und die auch wie alle andere nnbegraben auf den 
Gassen liegen blieben, auf die man damals die Leichname durch die 
Fenster zu werfen pflegte. Zum dritten Male brach diese verheerende 
Krankheit 1367 aus, wo sie bis 1374 wüthete. Sie nahm jetzt die 
Gestalt des sogenannten Johannistanzes an, unter welcher sie, obschon 
auch in milderer Form, bis zu uns unter der Benennung: Veitstanz 
gelangte. Die von der Krankheit Ergriffenen liefen, tanzten und rafften, 
bis sie schäumten und leblos zur Erde stürzten, wo dann der hoch auf¬ 
geschwollene Unterleib der Leichen zerplatzte. 
Bei den häufigen Todesfällen seit 1347, also durch beinahe 20 
Jahre, erwartete man den Untergang des ganzen Menschengeschlechtes, 
und vermachte alle seine Einkünfte an Kirchen und Klöster, so zwar, 
daß diese Vermächtnisse durch eigne Gesetze untersagt werden mußten, um 
den rechtmäßigen Erben nicht Alles zu entziehen. 
Die Ursachen solcher ungeheuren Drangsale lagen zum Theil in der 
Barbarei des Zeitalters und der Unkenntniß und Vernachlässigung aller 
Verwahrungsmittel. Jeder ressende Handelsmann konnte ungehindert die 
Pest von Land zu Land mit seinem Waarenbündel weiter schleppen. Der 
Finger des Herrn ging furchtbar über die Erde. Insbesondere trug auch 
Baiern schwer an solchen schrecklichen Verhängnissen. Ein gewaltiges Erd¬ 
beben, das 1348 Oberitalien, Ungarn, Süddeutschland erschütterte, und 
mit ruhigen Zwischenräumen 8 bis 10 Tage währte, brach die Mauern 
von 20 oberbaierischen Städten, und zu gleicher Zeit wüthete die schon 
erwähnte schreckliche Pest so furchtbar in Baiern, daß in manchen Dör¬ 
fern die Menschen bis auf einen starben. Schwarze Brandblattern, Eiter¬ 
beulen, Bluthusten, Zunge und Schlund geschwärzt, waren die sicheren 
Vorboten des Todes. Einem mäßigen Anschlage nach verlor Europa 
35 Millionen Menschen an dieser Pest.
	        
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