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Sage erzählt, ein Jäger des Kaisers Otto des Großen, Namens Ra nun, 
sei auf der Jagd hierher gekommen. Wegen des Dickichts habe er sein 
Pferd an einen Baum gebunden und sei zu Fuße weiter gegangen. Bis 
zu seiner Rückkehr habe aber das ungeduldige Roß den Rasen unter sich 
weggescharrt und glänzende Erzstufen blos gelegt. Hierdurch sei der 
Kaiser aufmerksam geworden und habe Gruben anlegen lassen, und weil 
sie reichen Ertrag lieferten, den Berg nach dem Namen des Entdeckers 
genannt. Die Ergiebigkeit der Harzbergwerke hat zwar etwas nachge¬ 
lassen, ist aber immer noch bedeutend. Silber gewinnt man noch über 
>16000 Mark d. h. 23 000 Pfund, ja im Nammelsberg kommt unter 
den Erzeil jährlich ein wenig Gold vor, wenn auch nur einige Mark. 
Wichtiger ist das Eisen, welches 220 000 Zentner abwirft, und Kupfer 
über 17 000 Zentner. Die bedeutendste Silbergrube ist bei Andreasberg, 
denn ihre Ausbeute übersteigt die des Rammelbergs; aber die 12 Gru¬ 
ben des letzteren Berges liefern außer dem Silber noch viele tausend 
Zentner Glätte (zum Glasiren des irdenen Geschirres), Blei, Kupfer, 
Zink, Vitriol und Schwefel, die man nach den nahen Schmelzhütten und 
Hammerwerken fährt. Die mächtigen Feuer der Hochöfen, Hämmer u. s. w. 
verzehren eine ungeheure Menge Kohlen, weßhalb in den Harzwäldern 
gar viele Kohlenmeiler rauchen, unt> die meisten Wege durch das Tannen¬ 
dickicht und in den Thälern von dem Kohlenstaube schwarz sind. 
Trotz dem Holzverbrauch, da auch die Ofenheizung in deul rauhen 
Bergklima Viel verlangt, kann der Harzer doch Massen von Brenn- und 
Bauholz in das Nachbarland verkaufen, Pech und Theer sieden, und 
eine ungeheure Menge Biittcn voll Kienruß ausführen. Am Fuße und 
in den Vorlanden des Harzes wird Flachs gebaut, mit dessen Spinnen und 
Weben sich viele im Winter beschäftigen. Manche nähren sich auch durch 
Verfertigung von Körben, Eimern, Bütten, Zübern, Käsigen und ailderin 
Holzgeschirr, manche fangen Vögel zum Verkauf, und sammeln die Beeren 
des Waldes und isländisches Moos, um cs in den Ebenen der Nachbar¬ 
schaft feil zu bieten. Denn kömmt auch viel Erz aus den: Schooß der 
Erde, so werden doch die Bergleute und das Volk des Gebirgs nicht reich 
davon. Grubenbau und Hüttenwerke fordern Kapitalien zur Anlage, die 
nur die Gutsherrn uud reichen Kaufleute in den weiteren Thälern und 
seitab liegenden Städten besitzen; ja die Hauptbergwerke gehören den Re¬ 
gierungen. Wer also mit eigenen Händen Erzadern sprengt, schmelzt, häm¬ 
mert, der hat die Mühe nnt» nicht den Ertrag, mag er nun Silber oder 
Gold oder Eisen und Kupfer zu Tage bringen. Doch freut ihn gute Aus¬ 
beute, als wärr sie sein; denn er ist arm, aber zufrieden, und der Zu¬ 
friedene ist doch der Reichste. — Um den Bergbewohnern noch andern Anlaß 
zu Arbeiten zu geben, läßt man jetzt zu Klausthal das künstliche Holz¬ 
schnitzen lehren, wie es im Schwarzwald und in den Alpen getrieben wird. 
\ 27. Die Waumarrnshöhle. 
In einem von hohen Felsen eingeschlossenen Thäte des Unterharzes, 
welches von einem reißenden Flüßchen durchrauschl wird, liegt das Dorf 
Rübeland mit einem Eisenhüttenwerk, das auch feine Eisengußwaaren 
liefert, und Marmorbrüche in der Nähe hat, wo der Marmor in einer 
Marmormühle verarbeitet wird. In der Nähe dieses Dorfes sind in
	        
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