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Viehes erhalten dann gewisse, in Geld bestehende Preise, worauf ein 
großes Pferderennen stattfindet. Auch find neuerlich Preise für diejenigen 
Landwirthe bestimmt, welche in irgend einem bezeichneten Jahre das 
Ausgezeichnetste in der Landwirthschaft geleistet oder die besten Schriften 
oder Abhandlungen im ökonomischen Fache herausgegeben haben. Die 
ganze diesem Haupttage folgende Woche ist dem Volksfeste gewidmet; 
reger Lebensgenuß herrscht dabei allerwärts ; an allen Enden ertönt mun¬ 
tere Musik. Große Vogel- und Scheibenschießen mit Büchsen- und Pisto¬ 
len, Bolz- und Armbrustschießen, Stoßbahnen und eigentliche Kugclbah- 
uen, Tanz und Gesang, Zelte und Buden mit Speisen und Getränken 
vereinigen sich, zum Genusse der verschiedensten Art einladend. Ein zwei¬ 
tes Pferderennen und am Abend ein prächtiges Feuerwerk macht am 
letzten Tage dem Feste ein Ende. 
1O1. b. Der Tag auf dem Lechfelde. 
Lange war Deutschland von den räuberischen Ungarn geplündert 
worden, bis es dem Könige Heinrich dem Finkler gelang, sie bei Merse¬ 
burg zurückzuschlagen. Allein die Lust der Heiden nach den Schätzen 
der Deutschen erwachte aufs neue und die inneren Unruhen unter Otto 
dem Großen öffneten ihnen das Reich. Ja, es ist nur allzu wahrschein¬ 
lich, daß deutsche Fürsten, Verwandte bes Königs, aus Eifersucht gegen 
diesen die schrecklichen Reiterschaaren herbeigerufen haben. Doch gelang 
es glücklicher Weise noch dem Könige, vor dem wirklichen Einbrüche der 
Ungarn den inneren Zwiespalt zu schlichten und die Gegner zur Ver¬ 
theidigung des Vaterlandes zu gewinnen. Es war aber auch hohe Zeit; 
denn schon schweiften die ungarischen Reiter bis vor Augsburg. Die Ein¬ 
wohner der Stadt verzagten jedoch nicht, vielmehr schlugen sie, unterstützt 
von den hinter ihren Mauern versammelten Flüchtlingen, die ungeheuren 
Schaaren der Stürmenden mannhaft zurück. Der Bischof Udalrich stand 
ohne Helm, Schild oder Harnisch im Priesterkleide mitten im Pfeilregen 
unverletzt unter den Kämpfern und sprach denselben Muth ein. Llls die 
Nacht einbrach uitd die Feinde ruhten, ließ er die Männer an den be¬ 
schädigten Mauern und Thürmen arbeiten, während die Weiber mit den 
Klosterjungfrauen in feierlichen Prozessionen die Stadt durchzogen, um 
die göttliche Hülfe zu erflehen. Mit dem dämmernden Tage las Udalrich 
die hdilige Messe und stimmte saut den Psalm Davids an: „Und wenn 
ich im Schatten des Todes wandelte, so fürchte ich Nichts, denn der Herr 
ist mit mir." So ermuthigt hielten die Augsburger den wüthenden An¬ 
griff aus, bis die Ungarn auf die Nachricht von König Otto's Annähe¬ 
rung sich auf das rechte Ufer des Lechs zurückzogen. Die Schlacht be¬ 
gann. Vor dem deutschen Heere wurde als Reichsfahne eine heilige 
Lanze mit dem Bilde des Erzengels Michael getragen und der Herr war 
mit ihnen. Nach lange wankendem Kampfe und gräßlichem Blutbade er¬ 
griff die Heiden ein panischer Schreckeit, ihr ganzes Heer kam durch das 
Sckwerd oder in den Fluthen des Lechs um. Nur Einzele brachten die 
Trauerbotschaft nach Hause. Da war Jubel in ganz Deutschland, frei¬ 
lich auch Trauer um viele gefallenen Landsleute. Lange blieb der Lau- 
rentiustag 955 im. Andenken, denn er hatte Deutschland auf immer von 
den Ungarn befreit. Bald nachher drang auch zu ihnen das Evange-
	        
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