Full text: Lesebuch für evangelisch-lutherische Schulen

Der Bruderkrieg. 
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sittenverderbende Druckschriften feil geboten ^und gekauft werden. 
Der Freund Gottes und Jesu beklagt diesen Mißbrauch, freut sich 
aber doch auch, daß es mit Hülfe der Buchdruckertunst möglich ge¬ 
worden ist, das theure Wort Gottes um einen geringen Preis in 
die Hände selbst der Armen zu bringen. Auch dürfen wir nicht 
vergessen, daß diese Kunst in der Hand Gottes zugleich eilt Mittel 
geworden ist, das große Werk der Neformation zu befördern. 
. N a ch B r e d o w und Kappe. 
Der Bruderkrieg. 
Friedrich der S a nftmüthige und Wilhelm der Dritte 
oder der Tapfere regierten die von ihrem Vater, Friedrich dem Streit 
bare», geerbten Länder anfangs gemeinschaftlich. Dasselbe thaten sie auch 
noch einige Zeit, als sie im Jahre 1440, nach dem Lode ihres Oheims, 
Friedrich des Friedfertig e n, die Landgrafschaft Thüringen er¬ 
hielten. Allein Wilhelm war ein unruhiger Fürst, der das Wohlleben liebte, 
nicht aber die Friedfertigkeit. Er drang daher <415, in seinem Bruder, die 
Länder zu theile», Friedrich willigte ein, und man kam dahin überein, daß 
d'er jüngere Bruder die Besitzungen gleichmäßig theilen, der ältere aber 
zwischen beiden Theilen zuerst wählen sollte. Wilhelm hatte die Theilung 
jo vorgenommen, daß ans die eine Seite Meißen, und auf die andere ganz 
.Thüringen fiel. Nun wählte Friedrich das schöne Meißnerland, wbriiber 
Wilhelm, der dasselbe gern für sich gehabt hätte, höchst unzufrieden war. 
Anstatt also dadurch die Einigkeit zu fördern, entstand gerade das Gegen 
theil, und die Brüder blieben der väterlichen Ermahnnngen so wenig ein 
gedenk, daß ein sechsjähriger Krieg von 1440 bis 1451 entstand, welcher in 
der Geschichte der Bruderkrieg genannt wird und unerhörtes Unglück über 
die Bewohner von Meißen und Thüringen brachte. Dazu kam, daß Wilhri» 
der Tapfere an Apel von Vitzthum einen treulose» Rathgeber besaß, 
der durch diesen Zwist immer mehr Güter zu gewinne» hoffte und auch 
wirklich gewann. Ja, er brachte seinen Fürsten gegen de» Bruder so sehr.' 
in Erbitterung, daß jener den Entschluß faßte, seine Besitzungen nn seinen' 
Schwager Ladislaw, König von Böhme», zu verschenken, sobald er bei 
seinem Tode keinen Erben hinterlassen sollt ' Friedrich erfuhr solche Bosheit, 
nnd verlangte deshalb von seinem Bruder, den Unruhstifter Apel von Bitz 
thun; zu entfernen. Allein Wilhelm gab ihm zur Antwort, daß er eher 
selbst das Land räumen wolle, als seinen treuen Vitzthum entlassen, pinn 
drang der Kurfürst Friedrich mit 18,000 Mann in Thüringen .ei». ' 
Soldaten ließen es an nichts fehlen, was den Krieg für die armen Tt/fi 
ringer schrecklich machte; den» die Kirchen wurden geschändet, die Städ> " 
und Dörfer in Asche gelegt und die Bewohner abscheulich gemißhandelt 
Ein Ritter, Namens Herr mann von Harras, welcher auf Friedriche 
Seite stand, lies; im feindlichen Lande 60 Dörfer an einem Tage anbrennen. 
Man kann leicht denken, daß die Gegner ein Gleiches thaten, Bie steckte". 
Städte und Dörfer in Brand; vorzüglich litten Naumburg und Ze;p. 
Vor allem aber mußte die Stadt Gera das Elend des Krieges empsinden. 
Mnthig vertheidigten sich die Bürger bei dem ersten Angriffe der Feinde; 
allein als diese denselben wiederholten, so siel die Stadt den 30. Oktober 1400 
in ihre -bände. Das war ein Jammer-tag für die Bürger zu Gera. Ohne 
alles Erbarmen steckten die wilden Krieger die Stadt in Brand; mehr als
	        
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