229
Doch enthält auch mancher Kalender etwas Unnützes,
z. B. die Vorherfagung der Witterung; denn kein Mensch
ist im Stande, auch nur einen Tag, viel weniger ein
ganzes Jahr vorher zu wissen, wie die Witterung beschaf¬
fen sein werde, da nichts veränderlicher ist, als das Wet¬
ter. Das Nützlichste in dem Kalender ist die Anzeige
der Tage, Wochen und Monate durch's ganze Jahr, die
Bestimmung der Festtage, die Abwechselungen des Mon¬
des, der Auf- und Untergang der Sonne, und die An¬
zeige der Sonnen- und Mondfinsternisse, welche in dem
Jahre eintreten.
Die Namen der zwölf Monate sind sehr alt und nicht
deutschen Ursprungs. Besser wäre es daher, wenn wir
die deutschen Namen gebrauchten, welche schon vor tausend
Jahren Karl der Große den Monaten gab. Er nannte
mit Recht den Januar Wintermonat, den Februar Hor¬
nung, von dem alten deutschen Worte Hör, welches Koth
bedeutet, weil es in diesem Monate gewöhnlich thauet,
und dann viel Koth entsteht; den März nannte er den
Lenz- oder Frühlingsmonat; den April Ostermonat; den
Mai Wonnemonat, weil er Wonne oder Freude bringt;
den Juni Brachmonat, weil dann die Brachäcker, d. h.
die unbesäet gebliebenen Aecker zur Wintersaat zubereitet
werden; den Juli Heumonat; den August Erntemonat;
den September Herbstmonat; den Oktober Weinmonat;
den November Windmonat, und den December Christ¬
monat, weil das Geburtsfest Jesu Christi in diesem Mo¬
nate gefeiert wird, und zwar auf Weihnachten. Dieses
Fest fällt allemal auf den 25sten December.
Das Osterfest fällt nicht immer auf denselben Tag,
und nicht immer in denselben Monaten. Am frühesten
fällt es den 22sten März, am spätesten den 24sten April.
Das Pfingstfest fällt allemal sieben Wochen nach
Ostern ein.
Der Kalender enthält auch ein genaues Verzelchniß
der Jahrmärkte und Messen, welche in verschiedenen Städ¬
ten gehalten werden. Unter Messen versteht man große
Jahrmärkte, zu welchen sich sehr viele Kaufleute aus
rremden und entfernten Ländern mit ihren Waaren ein¬