Full text: Hannoverscher Kinderfreund

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frem Herrn gehen; bleibt ihr so lange hier, ich werde bald 
wieder bei euch sein. — Er ging also mit, und erfüllte 
freundlich und bescheiden die Bitte des Fremden. Jetzt 
wollte ihm der Herr eine kleine Belohnung geben, aber 
der Knabe schlug sie mit den Worten aus: „Nein, mein 
Herr! Gefälligkeiten muß man sich nicht bezahlen lassen. 
Leben Sie wohl, ich wünsch' Ihnen glückliche Reise!" 
Dann kehrte er geschwind zu seinen Mitschülern zurück, 
und sie gingen ruhig nach Hause. — Wo der fremde 
Herr hinkam, lobte er diese höflichen und verständigen 
Kinder. 
81. Freundlichkeit und Anftand. 
Meta, ein liebenswürdiges Kind, war bis in ihr sechs¬ 
tes Jahr die Freude ihrer Ältern gewesen. 
Nachher hatte sie, ich weiß nicht wie, eine Untugend 
angenommen, welche sonst nur den Hunden eigen zu sein 
pflegt, die man knurrige, oder beißige nennt. 
Wurde sie irgend eines Fehlers wegen getadelt, so 
ließ sie das Gesicht hängen. Griff Jemand etwas von 
ihren Sachen an, so fuhr sie auf ihn los, als wollte sie 
ihn beißen. Wurde ihr etwas befohlen, was sie nicht 
gern that, oder wurde ihr Etwas abgeschlagen, was sie 
gern gehabt hätte; so brummte sie für sich, oder warf 
beim Herausgehen die Thür heftig hinter sich zu. 
Von dieser Zeit an war sie der Kummer ihrer Ältern, 
und kein Mensch im Hause mochte sie mehr leiden. 
Zwar bereuete sie meist ihren Fehler, so oft er began¬ 
gen war, und weinte zuweilen bittere Thränen darüber; 
doch fiel sie immer wieder von Neuem in denselben zurück. — 
Eines Abends — es war am Weihnachtsabend — wollte 
sie ihrer Mutter nachlaufen, welche mit einem zugemach¬ 
ten Korbe in ein Nebenzimmer ging. — Die Mutter ge¬ 
bot ihr, zurück zu bleiben. Gleich machte sie wieder ein 
grämliches Gesicht, warf die Thür so unsanft hinter sich 
zu, daß die Fenster klirrten. 
Nach einer halben Stunde wurde sie wieder her¬ 
eingerufen.
	        
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