— 11 —
wollten, was man eigentlich daraus lernen könne. Noch
desselben Morgens nahm sie die Mutter mit hinaus auf
eine große Wiese, wo viele Blumen bunt durcheinander
standen, und ihr Augenmerk auf sich zogen.
Da sagte der Aelteste: „Liebe Mutter! du hast uns
neulich einmal gesagt, man könne viel aus den Blumen
lernen, sage uns doch, was?"
Und der Mutter giengen die Augen über vor Freu¬
de, das; ihre Kinder so wißbegierig waren. Und sie sehte
sich mit ihnen unter einen Baum, dessen Zweige die Son¬
nenstrahlen abwehrten, und sing so an: „Nicht wahr,
Kinder, das muß ein guter, lieber Vater seyn, der die
Blumen jedes Frühjahr so herrlich aufwachsen läßt, und
ihnen die schönsten Farben von der Welt zum Schmucke
verleiht?"
„Der muß so gut seyn, als unser Vater, der bringt
uns auch immer was Hübsches," sagte der Jüngste;
„aber wo ist er denn? Ich habe ihn ja noch niemals
Blumen pflanzen oder machen sehen, und doch stehen
ihrer so viele hier ?"
„Leiblich, mit deinen Augen, mein Kind!" sagte die
Mutter, „wie den Vater oder mich kannst du ihn freilich
nicht sehen i denn er ist unsichtbar, ein Geist, das heißt,
ein Wesen, das man blos aus den Dingen, die es ge¬
macht hat und regelmäßig erhält, so wie aus der heiligen
Schrift kennen lernen kann. Ich habe euch ja oft von
dem lieben Gott erzählt, wie er die Welt geschaffen hat
und alles, was darin ist, die Sonne, den Mond und die
Sterne, die Menschen,, die Thiere, die Bäume, kurz Al¬
les, was ihr über euch und um euch und unter euch sehet
im Himmel und auf Erden."
„Die Blumen alle miteinander?" fragten Beide
verwundert.