Full text: Der kleine deutsche Jugendfreund

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wollten, was man eigentlich daraus lernen könne. Noch 
desselben Morgens nahm sie die Mutter mit hinaus auf 
eine große Wiese, wo viele Blumen bunt durcheinander 
standen, und ihr Augenmerk auf sich zogen. 
Da sagte der Aelteste: „Liebe Mutter! du hast uns 
neulich einmal gesagt, man könne viel aus den Blumen 
lernen, sage uns doch, was?" 
Und der Mutter giengen die Augen über vor Freu¬ 
de, das; ihre Kinder so wißbegierig waren. Und sie sehte 
sich mit ihnen unter einen Baum, dessen Zweige die Son¬ 
nenstrahlen abwehrten, und sing so an: „Nicht wahr, 
Kinder, das muß ein guter, lieber Vater seyn, der die 
Blumen jedes Frühjahr so herrlich aufwachsen läßt, und 
ihnen die schönsten Farben von der Welt zum Schmucke 
verleiht?" 
„Der muß so gut seyn, als unser Vater, der bringt 
uns auch immer was Hübsches," sagte der Jüngste; 
„aber wo ist er denn? Ich habe ihn ja noch niemals 
Blumen pflanzen oder machen sehen, und doch stehen 
ihrer so viele hier ?" 
„Leiblich, mit deinen Augen, mein Kind!" sagte die 
Mutter, „wie den Vater oder mich kannst du ihn freilich 
nicht sehen i denn er ist unsichtbar, ein Geist, das heißt, 
ein Wesen, das man blos aus den Dingen, die es ge¬ 
macht hat und regelmäßig erhält, so wie aus der heiligen 
Schrift kennen lernen kann. Ich habe euch ja oft von 
dem lieben Gott erzählt, wie er die Welt geschaffen hat 
und alles, was darin ist, die Sonne, den Mond und die 
Sterne, die Menschen,, die Thiere, die Bäume, kurz Al¬ 
les, was ihr über euch und um euch und unter euch sehet 
im Himmel und auf Erden." 
„Die Blumen alle miteinander?" fragten Beide 
verwundert.
	        
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