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reich bekam mehr Land, als es 1792T>esessen hatte. Ludwig XVIII.,
ein Bruder des Hingerichteten Königs, nahm den Königsthron von
Frankreich ein.
§ 99. Der Wiener Kongreß. — Napoleons
Rückkehr. „Wie mir deine Freuden winken nach der Knecht¬
schaft, nach dem Streit! Vaterland, ich muß versinken hier in
deiner Herrlichkeit!" sang Max von Schenkendorf in jenen Tagen.
In Wien leerte man den Becher der Lust und Freude bis auf
den Grund, denn dorthin waren Fürsten, Feldherren und Staats¬
männer aus allen Reichen Europas geeilt, um das wieder zu
ordnen, was Napoleon verwirrt, und das wieder aufzurichten, was
er umgestürzt hatte. Es zeigte sich bald, daß diese Arbeit unge¬
heuer schwierig war. Alle wollten möglichst viel haben, aber nie¬
mand wollte etwas hergeben. Bald kam es zu bösem Streite
zwischen den Herrschern Europas. Als Napoleon davon hörte,
da verließ er heimlich die Insel Elba, segelte nach Frankreich und
landete am 1. März 1815 bei Cannes. König Ludwig sandte
ihm ein Heer entgegen. Es ging zu ihm über. Zwanzig Tage
nach der Landung zog Napoleon in Paris ein, welches König
Ludwig verlassen hatte. Wie ein Donnerschlag traf die Kunde von
Napoleons Rückkehr die streitenden Mächte' in Wien. Sogleich
war aller Hader beigelegt, und man beschloß einmütig, nicht eher
zu ruhen, als bis der Störenfried völlig unschädlich gemacht sei.
Dieser hatte zwar erklärt, er sei des Krieges müde und wolle
hinfort Frieden halten. Aber man glaubte ihm nicht mehr. Un-
verweilt rückten 4 Heere der Verbündeten gegen Frankreich vor:
vom Ober- und Mittelrheine her Österreicher und Russen, vom
Niederrheine her Preußen und Engländer. Sofort warf Napoleon
seine Streitmacht gegen Norden den Preußen und Engländern
entgegen. Zuerst wollte er den gehaßtesten und furchtbarsten seiner
Gegner vernichten. Das war Blücher. Dieser stand bei Ligny
in Belgien. Da der englische Feldherr Wellington ihm Hülfe ver¬
sprochen hatte, so nahm Blücher den Kampf mit Napoleon am
15. Juni auf. Die englische Hülfe blieb aus, und Blücher erlag
der Übermacht Napoleons. An demselben Tage fiel der tapfere
Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig bei Quatrebras
im Kampfe gegen den Marschall Ney. — Nach diesem Siege
brach Napoleon gegen den Herzog von Wellington auf.
Dieser stand mit seinem Heere (Engländern, Hannoveranern,
Niederländern) südlich von Brüssel bei Waterloo. Napoleon
wählte die Höhen von La belle Alliance zum Mittelpunkte seiner
Schlachtordnung. Am 18. Juni rangen die Heere um den Sieg.
Als Wellingtons heldenmütige Scharen am schwersten von den
Franzosen bedrängt wurden, da erschienen die ersten Heerhaufen
von Blüchers Armee in der Flanke und im Rücken der Franzosen.
Unaufhaltsam drangen sie vor und vernichteten Napoleons rechten
Flügel. „Es ist zu Ende; retten wir uns!" lautete der Schreckens¬