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6. Doch mein Leid ist nichtzuändern,
zieht das Heimweh mich zurück,
treibt mich doch nach fremden Ländern
unerbittlich das Geschick.
Zu der Heimat in der Ferne
zög' ich heute noch so gerne.
Mosen.
95. Wenn du noch eine Heimat hast.
1. Wenn du noch eine Heimat hast,
so nimm den Ranzen und den Stecken
und wandre, wandre ohne Rast,
bis du erreicht den teuren Flecken.
2. Und strecken nur zwei Arme sich
in freud'ger Sehnsucht dir entgegen,
fließt eine Thräne nur um dich,
spricht dir ein einz'ger Mund den
Segen —
3. Ob du ein Bettler, du bist reich,
ob krank dein Herz, dein Mut beklom—
gesunden wirst du allsogleich, men,
hörst du das süße Wort: Will—
kommen!
4. Und ist verweht auch jede Spur,
zeigt nichts sich deinemBlick, dem nassen,
als grün berast ein Hügel nur
von allem, was du einst verlassen —
5. O, nirgend weint es sich so gut,
wie weit dich deine Füße tragen,
als da, wo still ein Herze ruht,
das einstens warm für dich geschlagen.
Alb. Träger.
96. Die Heimkehr von der Manderschaft.
Meister Zeiland war der beste Grobschmied im ganzen Lande
and der emsigste. Ehe der Tag anbrach, öffnete er seine Werk-
stätte mit einem Morgenliede, und dann loderte das Feuer in
seiner Esse, und die Blasebälge arbeiteten, und auf drei Ambossen
seufzte ohbne Unterlass das sprühende Eisen unter den schweren
Hämmern. Den ganzen Tag war er unermüdet bei der Aufsicht
und Arbeit; aber wenn um sechs Uhr das Peuer ausgelöscht
und die Werkstätte geschlossen war, dann lebte er sich selbst
und dem Andenken seiner frohen Tage; und dann war wobl
niemand zufriedener und ehrwürdiger als Meister Zeiland, der
Grobschmied.
Bei heitern Abenden zur Sommer- und Herbstzeit sass er
dann oft an seiner Dhür auf dem Hofe unter den hohen Nuls-
bäumen, die sein Grossvater, auch ein Grobschmied wie er, ge-
pflanzt hatte, als er nach einem grossen Brande das Haus wieder
aufbaute. Dann setzten sich meistenteils einige der ältesten
Nachbarn um ihn her auf die hölzernen Bänke, und auch die
jüngern Männer versammelten sich um ihn und hörten ihn gern,
wenn er von alten Zeiten sprach und den Drangsalen des Krieges,
und von fremden Städten, in denen er gewesen war, und von
seiner Jugend und seinen glücklichen Tagen. Namentlich erwähnte
er oft des Tages seiner Rückkehr von der Wanderschaft.