Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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wieder durch eine neue Verarbeitung den größten Theil derjenigen 
Kohle, welche sich beim Ausschmelzen der Erze mit ihm verbunden 
hatte. Man bereitet aus dem Gußeisen das Stabeisen oder Schmiede¬ 
eisen. Dieses ist sehr schwer schmelzbar, aber es wird in der Hitze 
weicher und läßt sich mit dem Hammer bearbeiten. In den Schmiede¬ 
werkstätten wird es auf mannigfache Weise verarbeitet. Aber zu 
schneidenden Werkzeugen ist das Schmiedeeisen zu weich. Zu diesen 
verwendet man den Stahl. Er enthält weniger Kohle als das Gu߬ 
eisen, mehr als das Schmiedeeisen, darum ist er weniger spröd als 
das erste, aber härter als das zweite. So gibt der verschiedene Ge¬ 
halt an Kohle jeder Art von Eisen die Eigenschaften, welche für be¬ 
sondere Zwecke der menschlichen Thätigkeit nothwendig sind. Wenn 
man hienach sagen muß, daß kaum ein Gewerbe, kaum eine Arbeit 
des täglichen Lebens zu denken ist, welche nicht durch das Eisen 
auf eigenthümliche Weise unterstützt oder durch jenes Metall erst 
möglich gemacht würde, so kann auf der andern Seite kein 
Zweifel sein, daß der größere Theil aller derjenigen Körper, die 
wir an der Erdoberfläche unterscheiden, größere oder kleinere Mengen 
von Eisen in sich enthält. Die bräunliche oder röthliche Farbe, 
welche der Boden unserer Felder und Weinberge zeigt, rührt von 
dem Eisen her, das jener Boden in kleinen Mengen einschließt. Noch 
wichtiger erscheint dieses Metall, wenn wir in Anschlag bringen, daß 
es im Blute des Menschen immer in sehr kleiner Menge vorkommt, 
ja daß sein Vorhandensein zur richtigen Beschaffenheit des Blutes 
nothwendig ist. Unter allen Metallen ist sicher das Eisen zugleich 
das verbreitetste und das wichtigste. Zu diesen Eigenschaften des 
Eisens kommt noch eine weitere hinzu, welche uns als besonders 
räthselhaft mit Bewunderung erfüllen muß. Die Magnetnadel richtet 
ununterbrochen ihr eines Ende nach Norden, ihr anderes nach Süden, 
und doch ist sie nichts Anderes, als ein stählerner Stab, welcher an 
einem fertigen Magnet längere Zeit in bestimmter Richtung gerieben 
wurde. Die Magnetnadel zieht für sich das Eisen an, und auf gleiche 
Weise wird sie, so lange sie frei schwebt, von den beiden Polen der 
Erde angezogen. Diese geheimnißvolle magnetische Kraft kommt dem 
Eisen bei weitem mehr, als irgend einem andern Körper zu. Sie 
wirkt nicht bloß, wenn Körper einander berühren, sondern auf kleinere 
oder größere Entfernungen zieht der Magnet und wird er gezogen. 
Wir müssen zugestehen, daß ohne das Eisen die magnetische Kraft 
uns nie mit Sicherheit bekannt geworden wäre.
	        
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