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170. Im deutschen Diamantenlande.
170. 9m deutschen Diamantenlande.
Zu den angenehmsten Erfahrungen, die Deutschland bisher
mit seinen Kolonien gemacht hat, gehörte die Entdeckung von
Diamanten im Sande der südwestafrikanischen Küstenlandschaften.
Ende Mai 1908 drang zuerst die Kunde in die Öffentlichkeit, daß
man bei Lüderitzbucht auf deutschem Boden Diamanten gefunden
habe. Der Bahnmeister Stau ch in Grasplatz, an der neuen
Bahn von Lüderitzbucht nach Aus, hatte auf Anzeige eines Schwarzen,
der die ersten kleinen Splitter entdeckt, nachgegraben und wirklich
Diamanten gefunden. Er tat sich mit dem Oberingenieur Nissen
und dem Baumeister Weidtmann von der Firma Lanz, die
den Bahnban ausführte, zusammen und belegte alsbald eine große
Zahl von Schürffeldern. Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht
in Lüderitzbucht herum und es begann ein wahres Wettrennen
nicht nur um die Genehmigung zum Graben sondern auch buch¬
stäblich mit dem Gebrauche der Beine um das neue Wunder zu
sehen und sich womöglich seinen Anteil an der zukünftigen Ernte
zu sichern. Die Menge von Gesellschaften, die sich alsbald neben
vielen Einzelpersonen um Schürfscheine auf deu Sandfeldern der
Namibwüste bewarben, können wir nicht einzeln nennen, genug,
es waren alsbald Tausende da, die Augen und Hände offen hielten.
Die deutsche Regierung griff ebenfalls rasch und kräftig ein. Sie
sorgte zunächst dafür, daß dem Reiche die Ernte von dem wenigen
Boden, den sich die Regierung einst bei der Vergebung der Länder
vorbehalten hat, gesichert wurde, dann aber durch eine vernünftige
Steuer auch dafür, daß von dem Reichtum, der den Lüderitzbuchtern
so plötzlich in den Schoß fiel, der Allgemeinheit etwas zugute kommt.
Hatte man anfangs nur einen schmalen, halbmondförmig um
Lüderitzbucht herumlaufenden Streifen für diamantenführend ge¬
halten, so ergab sich bald, daß auch weiter landeinwärts Diamanten
im Saude liegen und daß vielleicht der ganze Süden bis an den
Oranjefluß abbaufähig ist. Zuerst begnügte man sich den Sand
einfach umzukehren und die Steinchen herauszulesen, bald aber
begann man mit einer einfachen, aber regelrechten Durcharbeitung
der Felder, indem man ein Stück nach dem andern mit der Schüssel
durchwäscht. Neuerdings ist man sogar zu einem einfachen Ma¬
schinenbetrieb übergegangen. Auch haben sich in den meisten Fällen
Gesellschaften zusammengetau um die Arbeit zweckentsprechend zu
betreiben und die Kosten zu vermindern. Nur noch wenige Leute
suchen auf eigne Faust.
Der Verkauf ist genau geregelt, unter staatliche Aufsicht ge¬
stellt und mit Abgaben belastet. Wer Diamanten selbständig bei-