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Einen Beleg für die Wahrheit dieses Wortes gibt auch die Ge¬
schichte der Bibelgesellschaften.
Ein armer Landpfarrer aus der ärmsten Gegend Englands kam
im Jahr 1804 zum Besuch nach London und bat bei der Gelegen¬
heit einige christliche Freunde um eine Beisteuer, damit er für die
dürftigsten seiner Gemeindeglieder Bibeln kaufen könnte. Diesen
Freunden fiel es bei dieser Gelegenheit aufs Herz, daß noch so viele
ihrer Mitmenschen ohne Bibel seien. Sie wußten die Theilnahme
hiesür auch in weiteren Kreisen anzuregen, und weil man sich in
England schon damals gerne zur Erreichung von allerlei gemeinnützi¬
gen Zwecken zusammenthat und gesellschaftliche Vereine gründete, so
wurde auch eine Gesellschaft zur Verbreitung der Bibel gestiftet: die
britische und ausländische Bibelgesellschaft.
Die Hauptthätigkeit dieser Gesellschaft ging und geht dahin, die
Bibeln um möglichst billigen Preis in der ganzen Welt, unter Christen,
Juden, Muhammedanern und Heiden auszubreiten. Dieser schöne Verein
hat nicht nur in England selbst tiefe Wurzeln geschlagen, sondern er
hat auch wie ein Baum von mächtigem Wuchs seine Aeste und Zweige
weithin über andere evangelische Länder der Erde hinansgestreckt.
Im Jahr 1847 zählte man in Großbritannien selbst 2663 große
und kleine Bibelvereine, an welche sich in den englischen Besitzungen
in Canada, Ost - und Westindien, Afrika und Australien noch 492
anschlossen. Zu diesen 3155 britischen Vereinen gesellten sich sechs
und fünfzig größere Bibelgesellschaften als bereits herangewachsene
Töchter der englischen Muttergesellschaft, welche über das Festland
von Europa und Amerika zerstreut und wieder von zahlreichen klei¬
neren Töchtern umgeben sind.
In den vier ersten Jahren hat die britische Bibelgesellschaft
durchschnittlich je 20,000 Exemplare der Bibel verbreitet; im vierund
zwanzigsten Jahr ihres Bestehens waren es gerade 365,000, eben so
viel mal 1000 Bibeln, als Tage im Jahr, und im Jahr 1847 allein
betrug die Zahl der ausgegebenen Bibeln und Neuen Testamente
1,419,283 Exemplare.
Seit dem Jahr 1812 hat auch unser Württemberg seine Bibel¬
gesellschaft. In diesem denkwürdigen Jahr des Kriegs und Gerichts
legten einige schlichte Bürger von Stuttgart dem damaligen König
Friedrich an seinem Geburtstag die Bitte vor, einen Versuch mit
einem kleinen Bibelverein machen zu dürfen, um den Armen des
Landes so viel möglich durch Erleichterung der Bibelanschaffnng für