Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

furchtbar mit ihren Stacheln und ermorden sie alle, ohne einer einzigen 
zu schonen; ja so weit geht ihre Mordlust, daß sie wüthend zu den Droh¬ 
nenzellen lausen und alle Eier und Würmer zerdrücken. Nach dieser schauer¬ 
lichen Metzelei werden Ruhe und Friede im Staate hergestellt, jedes nimmt 
seine Arbeit wieder auf, und man beginnt hauptsächlich für das Einsammeln 
des Wintervorraths zu sorgen. 
Die Bienen haben viele Feinde. Der Bienenwolf dringt in den 
Korb und legt seine Eier in die Zellen; es gibt Motten, welche die Dunkel¬ 
heit abwarten und dann ihre Eier auf die Waben legen; ihre Würmer zernagen 
die Zellen und können manchmal den ganzen Korb verderben. Ferner 
haben sie Vögel, Frösche, Mäuse und Spinnen zu Feinden. Sie wachen 
darum Tag und Nacht an den Thoren ihrer Stadt, um den Feind heraus¬ 
zuholen oder zu tödten, wenn er eindringt und bemerkt wird. Sie lösen 
einander in dieser Arbeit ab. 
Der Nachtschmetterling, welchen man Todtenkopf nennt, ist ein Feind, 
der den Bienen großen Schrecken einflößt. Es gibt Jahre, wo man wenige 
von diesen Honigräubern sieht, aber es gibt auch Jahre, wo sie in Menge 
erscheinen. Wenn dies geschieht, so bauen die Bienen hinter die Pforte 
ihrer Stadt eine oder mehr Mauern von Vorwachs und lasten darin kleine 
Oeffnungen, wo sie selbst durchgehen können, die jedoch eng genug sind, 
um den Todtenkopf aus dem Korbe auszuschließen. 
Wenn eine Maus, eine Schnecke oder ein anderes Thier in den Korb 
gedrungen ist, fallen die Bienen in Menge auf dasselbe los und tödten 
es in wenigen Minuten. Die Leiche ist jedoch zu schwer, um aus dem 
Korbe getragen zu werden; sie muß deßhalb innerhalb desselben verfaulen 
und würde durch ihre Ausdünstung großen Schaden anrichten. Wodurch 
kann diesem Unglück vorgebeugt werden? — Rasch wird etwas Vorwachs 
herbeigeschafft, man mauert ein Gewölbe darüber her und schließt die Leiche 
auf diese Weise in ein Grab, aus welchem weder Dunst noch Geruch aufstei¬ 
gen kann. Ist dieses geschehen, so kümmert man sich nicht mehr um die¬ 
sen'fremden Gegenstand, welcher liegen bleibt, ohne daß er die Bienen 
hindert. 
26. Die Biene. 
Gotthold sah eine Biene, dass sie um ein Gefäss, mit 
Honig angefüllt, schwebte, bis sie endlich, vermeinend sich 
daraus zu setzen und nach aller Lust sein zu gemessen, hinein 
fiel und allenthalben mit Honig gesalbet umkommen und ver¬ 
derben musste. So gehts, gedachte er: mit der zeitlichen
	        
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