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Geschichte
39 wurden von ihnen verdrängt, und H ero des, ein Jdumäer, bestieg den
Thron. Ihm gönnten die Römer den Königstitel, herrschten aber in Ju¬
däa wie in einer römischen Provinz.
§. 17. Unter der glanzvollen Regierung des Heredes ward zu Beth¬
lehem Jesus Christus geboren, unser Heiland, dessen göttliche Lehre
bald ihre unermesslichen Segnungen über die ganze Erde verbreitete. Die
Juden selbst waren am wenigsten für sie empfänglich und schlugen den Er¬
löser der gläubigen Menschheit ans Kreuz, weil er sie nicht mit irdischer
Macht über alle Völker erhöhen wollte. In Rom hatten indessen viele
Juden als feiles Gesindel die Scharen der Parteiführer vermehrt, andere
als Mäkler, Wechsler und Kaufleute sich Schätze gesammelt. Aber sie
waren gehasst, oder verachtet, und die raubsüchtige Menge nach ihrem Gelde
lüstern. Druck und Erpressungen der römischen Statthalter riefen einen
66 Aufstand des ganzen Volkes hervor. Da zerstörte Titus, der Sohn des
70 römischen Kaisers Vespasian, die Stadt Jerusalem nach verzweifelter Ge¬
genwehr. In wildem Parteihaß hatten die Belagerten sich oft selbst zer¬
fleischt, oft vereint und mit Mut sich auf den Feind gestürzt. Die Überle¬
benden wurden zerstreut, bewahrten aber Anhänglichkeit ans mosaische Ge¬
setz und Hoffnung auf den Messias.
8. 18. Als Kaiser Hadrian eine weltliche Stadt aus der geheiligten
133 Stätte von Jerusalem und einen heidnischen Tempel auf Zion erbaute, da
loderte die Kriegsflamme von Neuem auf, und die fanatischen Juden bü߬
ten den Aufstand mit dem Tod, mit Sklaverei, oder Verweisung in die ver-
135 schiedensten Länder der Erde. Seitdem hören sie auf, ein im Raum ver¬
bundenes Volk zu sein.
8. 19. In sehr alter Zeit zog das Nomadenvolk der Phönicier
vom persischen Meerbusen durch die arabische Wüste nach Syrien. Da ließ
eS sich in Kanaan nieder und lebte kümmerlich in den Schluchten des ge¬
birgigen Landes. Von vielen Völkern und zuletzt von den Hebräern ge-
1500 drängt, blieb ihnen kein Wohnsitz, als ein schmaler Küstenstrich. Der felsige
Boden konnte sie nicht nähren. So waren sie auf die See gewiesen. Der
Fischfang machte sie mit den Gefahren des Meeres vertraut und lehrte sie
diese überwinden. Bald genügten ihnen nicht mehr ausgehöhlte Bäume
als Fahrzeuge; sie bauten leichtere Kähne und erfanden Segel und Ruder.
Einstmals verschlug der Sturm einen ihrer Schiffer auf die offene See und
zum gesegneten Eilande von Cy p er n. Die Kunde von dem Reichthum der
Insel lockte zu wiederholter Fahrt nach ihr. Wohl verwehrten die Bewoh¬
ner die Landung, aber sie wichen der Gewalt. Mit reicher Beute schifften
die Phönicier heim. Der leichte Gewinn, Uebervölkerung im Lande, Man¬
gel an Nahrung und besonders der Trieb zur Thätigkeit und die Lust an
Abenteuern führte sie hinaus auf die See. Sie tauschten Waaren, oder
plünderten, wie es glücken wollte. Ihre Macht und Geschick wuchs täglich.
Schnell lernten sie größere Schiffe bauen, Segel nach den Winden stellen,
dem Sturm ausweichen, oder ihm trotzen und sich nach dem Stand der
Sterne im offenen Meere finden.
8. 20. Aus einem armen Fischerdorf erhob sich Sidon zum Markte