Full text: Naturkunde, Erdkunde, Geschichte, deutsche Sprachlehre, Münz-, Maß- und Gewichtkunde (Theil 2)

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Naturlehre. 
geheurer Geschwindigkeit durch die Leituugsdrähte fortpflanzt, auch wenn 
diese viele Meilen lang sind. Wir werden nachher sehen, welche wichtige 
Anwendung von dieser Eigenschaft der Elektricität gemacht wird. 
Von der magnetischen Materie. 
§. 43. Ein ziemlich allgemein verbreitetes Eisenerz besitzt die wun- 
derbare Eigenschaft, kleine Stückchen von Eisen, z. B. Eisenfeile, anzuzie¬ 
hen, so daß sie an seiner Oberfläche hängen bleiben. Dieses Mineral wird 
M a g n e t st e i u genannt, und wenn man ein Stück Stahl, z.B. eine Stricknadel, 
mit einem solchen natürlichen Magnet öfter in einer gewissen Weise streicht, 
so erhält die Nadel ebenfalls magnetische Eigenschaften und wird jetzt 
Magnetnadel oder ein künstlicher Magnet genannt. Wenn man eine 
solche Magnetnadel auf Eisenfeile legt, so hängt sich diese in größter Menge 
au deren Endpunkten an, während an dem mittleren Theil durchaus keine 
Eisentheilchen hängen bleiben. Jene Endpunkte, welche die stärkste An¬ 
ziehung zeigen, heißen die Pole des Magnetes. Bestreicht man mit einer 
Magnetnadel wieder eine andere, nicht magnetische Nadel, so wird 
auch diese in einen Magnet verwandelt. Das Merkwürdigste dabei ist, 
daß ein Magnet nichts von seiner Kraft verliert, wenn er auch noch so oft 
zum Erzeugen neuer Magnete benutzt wird. Starke Stäbe von Stahl, die 
hufeisenförmig gebogen und magnetisirt worden sind, werden Hufeisen¬ 
magnete genannt und man hat dergleichen verfertigt, die 20 und noch 
mehr Pfunde von Eisen zu tragen vermögen. 
Die magnetische Anziehung wirkt auch durch andere Körper hindurch. 
Legt man auf ein Brett oder auf einen Pappdeckel Nähnadeln oder Eisen- 
spähne und fährt dann mit einem Magnet darunter hin und her, so folgen 
diese der Bewegung des Magnets. Manche Kunststücke der Taschenspieler 
beruhen auf dieser Eigenschaft des Magnets. Auch nehmen Stäbe und 
Geräte von Eisen oder Stahl mitunter schon dadurch geringe magnetische 
Eigenschaft an, wenn sie in gewisser Richtung gehämmert oder gestrichen 
werden. Am leichtesten zeigt sich dieses bei Feilen und man wird selten 
eine gebrauchte Feile finden, die nicht Eisenfeile magnetisch anzieht. 
8. 44. Wird eine Magnetnadel in der Mitte an einem Faden wag¬ 
recht aufgehängt, so nimmt sie stets eine solche Lage an, daß die eine Spitze 
nach Norden hinweist und die entgegengesetzte nach Süden. Die erstere 
wird daher der Nordpol, die letztere der Südpol der Magnetnadel ge¬ 
nannt. So oft man auch die Nadel aus dieser Richtung bringen mag, so 
kehrt sie stets wieder in dieselbe zurück, sobald sie sich selbst überlassen ist. 
Diese merkwürdige Eigenschaft der Magnetnadel verleiht ihr nun eine 
außerordentliche Wichtigkeit, denn sie dient unter dem Namen des Kom¬ 
passes auf Seereisen trefflich zu einem Wegweiser, weil man durch 
sie an jedem Ort und zu jeder Zeit erfahren kann, wo Nord und Süd 
ist. Durch die Erfindung dieses kleinen Instruments, das wahrscheinlich 
arabischen Ursprungs ist, zu Anfang des 14. Jahrhunders aber von dem 
Italiener Gioja zu seiner Vollkommenheit gebracht wurde und nach und
	        
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