Full text: Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs

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Eingebornen angebaut worden und haben sich seither durch Kultur 
über alle Welttheile verbreitet. Wenn man annehmen darf, daß 
Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer und Reis ursprünglich nur 
der alten Welt, das Welschkorn nur der neuen Welt angehörten, so 
haben die verschiedenen Welttheile jetzt ihre Getreidearten ausgetauscht. 
Aber jede ist noch an besondere Verhältnisse des Klimas, an Wärme 
f) oder Kälte, Feuchtigkeit oder Trockenheit gebunden/- In den wärme-. 
""reu Gegenden der gemäßigten Zone gedeihen Weizen und Dinkel 
am besten; sie sind nahe mit einander verwandt und gehören zu 
einer Pflanzengattung. Beide haben eine lange Aehre mit dichtste¬ 
henden, an der gemeinsamen Spindel anliegenden Aehrchen; meist 
fehlen ihnen die Grannen. Beim Weizen sind die Früchte nackt und 
die Spindel zäh; der Dinkel hat beschälte^Früchte und eine zerbrech¬ 
liche Spindel. Nördlicher gedeihh noch^der Roggen; seine Aehre ist 
der des Weizens und Dinkels ähnlich; «kber die Aehrchen tragen immer 
lange Grannen. Am meisten gegen die Pole hin kommt Gerste und 
Hafer fort. Ju der Aehre der Gerste stehen die Aehrchen nicht ein¬ 
zeln, wie bei Dinkel, Weizen und Roggen, sondern zu drei auf beV 
gemeinsamen Spindel und laufen in lange Grannen aus. Die kurz- 
gegrannten, hängenden Aehrchen des Hafers sind nicht dichtgedrängt 
und zu einer cylindrischen Aehre verbunden, sondern jedes wird von 
einem Stielchen getragen und alle zusammen bilden einen lockeren 
Blüthenstand, eine sogenannte Rispe. Welschkorn und Reis lieben 
sehr warme und feuchte Gegenden. Der Reis insbesondere bedarf 
zu seinem Gedeihen sehr nassen Boden und wird zum Theil in den 
gereinigten Schlamm natürlicher Sümpfe gesäet. In der gemäßigten 
Zone kommen Reis und Welschkorn wohl fort; aber ihr Ertrag ist 
hier ein weit geringerer, als in den Gegenden der heißen Zone. 
Vor allem wirh von den Getreidearten das reife Korn benützt. 
Jedermann weiß, wie dieses in den Mühlen zu Mehl verarbeitet wird. 
Das beste, zum Brode tauglichste Mehl liefern die Getreidearten der 
gemäßigten Gegenden, Weizen, Dinkel und Roggen. Auch die reisen 
Körner von Gerste und Hafer, von Reis und Welschkorn werden ge¬ 
mahlen. Aber ihr Mehl paßt weniger zur Brodbereitung; darum 
werden sowohl das Mehl als die ganzen Körner auf mancherlei andere 
Weise zur Nahrung verwendet. Wo indeß Getreide gebaut wird, da 
liefert es den Menscheiss ein höchst wichtiges Nahrungsmittel. Es 
bedarf Hu seinem Gedeihen der menschlichen Pflege, und diese beschränkt 
sich nicht üuf wenige Wochen oder Tage, sondern zieht sich fort durch
	        
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