1. Rudolf von Habsburg. (1278.) 65
des Reiches trug Friedrich III. von Hohenzollern. Der sechzigjährige
Rudolf focht an der Spitze der vordersten Schar. Zwar stürzte sein
Roß, er aber schwang sich auf ein anderes und stellte die schon wankende
Schlachtreihe wieder her. Als die Sonne sich zum Untergang wendete, war
das böhmische Heer geschlagen und zersprengt. König Ottokar, der mit dem
Mute der Verzweiflung im dichtesten Handgemenge gefochten hatte, fand
gegen Ende der Schlacht seinen Tod. (Rudolf an der Leiche seines Gegners.)
Dem Sohne Ottokars ließ Rudolf Böhmen und Mähren und
verlobte ihm eine seiner sechs Töchter. Die übrigen Länder, Österreich,
Steiermark und Krain, verlieh er seinen beiden Söhnen. So begründete
er die österreichisch-habsburgische Hausmacht.
Die noch übrigen Jahre seines Lebens wandte Rudolf vorzugsweise
dazu an, den Landfrieden herzustellen. Er erließ strenge Gesetze gegen
den Mißbrauch des Fehdewesens und zog im Lande umher, um persönlich
über die Frevler Gericht zu halten. Viele Raubritter wurden gefangen
und enthauptet, ihre Burgen gebrochen und dem Erdboden gleich gemacht.
Rudolf hatte eine hohe, kräftige Gestalt; wenige Haare bedeckten
seinen Schädel, sein seines Gesicht, sein stechender Blick und die gewaltige
Adlernase machten ihn jedermann kenntlich. Seine Lebensweise war
einfach. Meist pflegte er ein unscheinbares, graues Wams zu tragen,
das er zu Zeiten selber geflickt haben soll. Mit seinen Kriegern teilte
er alle Anstrengungen und Entbehrungen; er ließ sich mit ihnen wohl
an einem Acker nieder, um seinen Hunger mit einer ausgerauften Rübe
zu stillen oder verschmähte einen Trunk Wasser, da nicht zugleich alle
seine durstenden Soldaten trinken konnten. Bis in das hohe Greisen-
alter frisch und rüstig, war er stets ein Freund munteren Scherzes.
Als Rudolf auf der Burg zu Germersheim das Schwinden seiner
Körperkräfte bemerkte, eilte er nach Speyer. (Sein sagenhafter Ritt zum
Grabe.) Hier machte der Tod seinem vielbewegten Leben ein Ende.
Seine Leiche wurde in dem dortigen Dome beigesetzt. Noch lange aber
ward der Name des leutseligen Herrschers, „des Wiederherstellers Deutsch-
lands", vom Volke gepriesen.
3. Albrecht I. von Habsburg. Die Schweizer Eid¬
genossenschaft. (1386.)
Aus Besorgnis vor der aufstrebenden Macht des habsbnrgifchen
Hauses wählten die deutschen Fürsten nicht Rudolfs Sohn Albrecht,
sondern einen unbegüterten Grafen, Adolf von Nassau. Dieser aber
zog sich bald das Mißfallen seiner Wähler zu. Er ward entsetzt und
Lehr- und Lesebuch der Geschichte. 5