Full text: Für die Oberklassen (Theil 2)

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hohen Säcke von dannen, und zum letzten Male flammte das Feuer 
auf, das sie von den trockenen Stengeln unterhalten hatten. Schöner 
noch war der Wald, der sich zu des Wanderers Linken hinstreckte; 
das Gelb und Roth und Braune seiner Blätter, gemischt mit einzel¬ 
nen grünen Stellen, schimmerte immer glühender, je mehr sich die 
Sonne dem Augenblicke ihres Unterganges näherte. Aber am schönsten 
erschien Maliern jene Thurmspitze, die jetzt der letzte Strahl des 
scheidenden Lichtes röthete: denn dort war sein väterliches Dorf, dort 
winkte ihm Liebe und Freude! Ch. F. Falkmann. 
93. Aussprüche älterer und neuerer Weltweisen. 
98. Aussprüche der 7 griechischen Weltweisen. 
Im alten Griechenlande standen vorzüglich die sogenannten „sie¬ 
ben Weisen" (sie lebten alle ungefähr 5 bis 600 Jahre vor Christus) 
wegen ihrer Einsicht in hohen Ehren, und ihre Aussprüche gingen von Mund 
zu Munde. Hier mögen einige ihrer Aussprüche folgen. 
Thales, der erste dieser Weisen, hatte den Wahlspruch: „Mensch, 
lerne dich selbst kennen!" Selbstkenntniß hielt er für die schwerste Tugend. 
Auf die Frage, welches das beste Ding sei, antwortete er: „Die Welt, denn 
sie ist Gottes Werk." Er behauptete, wenig Worte wären Zeichen eines 
guten Verstandes. 
Uebrigens machte Thales große Reisen nach Aegypten, um sich in der 
Weisheit der dortigen Priester zu unterrichten. Er beschäftigte sich viel 
mit der Sternkunde oder Astronomie, und war der erste, der eine Son- 
nenfinsterniß pünktlich voraussagte. 
Solon, der zweite Weise, führte einst einen seiner Freunde, den er in 
einer traurigen Stimmung fand, auf eine Höhe vor Athen, hieß ihn die 
zu ihren Füßen liegenden Häuser der Stadt überblicken und sagte dann: 
„Erwäge, wie viele Klagen unter jenen Dächern bereits laut geworden 
sind, wie viele gegenwärtig darunter erschallen und wie viele in Zukunft 
noch geführt werden. Höre daher auf,- über Widerwärtigkeiten zu klagen, 
die das Loos aller Menschen sind." 
Ein andermal behauptete Solon: wenn alle Sterbliche ihre Plagen auf 
einen Fleck zusammenbringen könnten, und diese Masse von Uebeln unter 
alle wieder zu gleichen Theilen vertheilt werden sollte, so würde jeder lieber 
die herbeigebrachten Uebel wieder mit nach Hause nehmen, als das gleiche 
Theil von der großen Masse auf sich laden. » 
Solon war es auch, der behauptete: „Kein Mensch kann vor dem Tode 
glücklich gepriesen werden." 
Chiton, der dritte Weise, pflegte zusagen: „Wer stets redet, was 
ihm beliebt, muß hören, was ihm nicht beliebt." Dann gab er die Regel: 
„Mit schnellen Schritten gehe zu traurigen, mit langsamen zu frohen 
Freunden." 
Pittakus, der vierte Weise, war ein uneigennütziger und sanfter 
Mann. Ein Zimmermann hatte ihm seinen Sohn mit dem Beile er¬ 
schlagen. Als der Mörder vor ihn gebracht wurde (Pittakus war 
Alleinherrscher in seiner Vaterstadt Mytilene), ließ er ihn frei und sagte: 
„Vergeben ist seliger, als Tödten." — Pittakus gab den Rath: „So du
	        
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