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Schwester hat mir’s ja geschenkt! Nehmt, wenn ihr müsst,
Wagen und Pferde, aber verrathet mich nur nicht! Sprecht
lieber: Der Fuhrmann sei euch entsprungen, ihr hättet ihn
nicht gekannt.“
Aber der Hermann war ein rechter Grenzjäger. Er sagte
lächelnd: „Nein, mein Brüderchen! Mit der Gnade und Barm¬
herzigkeit darf ich dem Könige nicht in’sAmt greifen. Ich thue
meine Pflicht, habe dich recht wohl erkannt, und seinen Näch¬
sten muss man auch nicht verläugnen.“
So wurde denn Wendler eingebracht; die Landesregierung
statuirte ein Exempel, und schickte ihn auf mehre Jahre in’s
Zuchthaus.
Als er wieder los kam, musste er wie ein Bettler bei seinem
frühern Eigenthume vorübergehen, denn Haus und Hof waren
der Kosten wegen angeschlagen und verkauft worden. Er fand
seine Frau und Kinder in einem elenden Häuschen am Enoe
des Dorfes wohnen, und hätte vielleicht jetzt eher ungestraft
etwas einpaschen mögen, denn der Grenzjäger Hermann schien
ihn nicht mehr zu kennen, und schlug die Augen allemal nieder,
wenn er ihm begegnete; allein Wendler war lieber ein fleissiger
Taglöhner und dachte: „Du scheuest dich mehr vor mir, als
ich mich vor dir!“
Endlich brach der siebenjährige Krieg aus, und die Oest-
reicher zogen wieder in Schlesien ein. Da hatten die Grenz¬
jäger gute Zeit, denn sie brauchten nicht mehr aufzupassen,
weil alle Schleichwege wieder frank und frei waren. Aber der
Hermann dachte:
„Du bist und bleibst dennoch deines Königs Grenzjäger, und
die Feinde sind ja wohl auch nichts anders, als Contrebandirer;
darum kannst du ja einstweilen auf diese Achtung geben!“
Das that er denn auch, beschlich und belauschte sie, wo er
konnte, und hinterbrachte seinem Könige oft die wichtigsten
Nachrichten, wodurch mancher Plan der Feinde vereitelt wurde.
Der König nannte ihn einen getreuen Diener; die Feinde
schimpften ihn aber einen Spion, suchten seiner habhaft zu
werden, um ihn aufzuknüpfen, und setzten sogar einen Preis
von hundert Thalern auf seinen Kopf.
Ob das wohl der arme Wendler gewusst haben mag? — Er
hätte die hundert Thaler brauchen können!-
Eines Tages schlich Hermann verkleidet wieder mit einer
wichtigen Nachricht der Gegend zu, wo die preussischen Vor¬
posten standen. Als er um eine Waldecke biegt, kommt ihm
ein Commando östreichischer Reiter entgegen. Das waren