Johann Huß und dieHußiten. 
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Jetzt wurde Karl IV., der Sohn des böhmischen Königs 
Johann, gewählt. Er sorgte fast nur für die Vergrößerung seiner 
Hausmacht, erwarb Brandenburg, die Lausitz und Schlesien. Für 
diese Länder und Böhmen war er ein wahrer Landesvater; Prag, 
seine Residenz, schmückte er mit herrlichen Gebäuden und stiftete 
1348 eine Hochschule, die erste in Deutschland. Breslau, die 
wichtige Handelsstadt, baute er nach einem furchtbaren Brande 
größer und schöner wieder auf und verband sie mit Prag und den 
italienischen Handelsstädten durch eine Kunststraße. Das Wich¬ 
tigste, was ihm Deutschland verdankt, ist das berühmte Reichs¬ 
grundgesetz, die goldne Bulle, wodurch festgesetzt wurde, daß fortan 
sieben Kurfürsten die Wahl der Kaiser allein vollziehen sollten. 
Diese waren: die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, der 
König von Böhmen, der Markgraf von Brandenburg, der Herzog 
von Sachsen und der Pfalzgraf am Rhein. Zu Frankfurt sollte 
die Wahl, zu Aachen die Krönung vollzogen werden. Deutsch¬ 
land wurde, wie fast alle Staaten Europas, zu dieser Zeit von 
vielen Unglücksfällen heimgesucht. Zuerst brach eine schreckliche 
Hungersnoth aus, die viele Menschen hinwegraffte, darauf folgte 
ein furchtbares Erdbeben und fast zu gleicher Zeit brach eine Pest 
— der schwarze Tod — aus, die Millionen Menschen zum Opfer 
forderte. Angst und Verzweiflung bemächtigte sich aller Gemü¬ 
ther; nur durch strenge Bußübungen glaubten manche den sicht¬ 
baren Zorn des Himmels zu versöhnen. Flagellanten oder Geißel¬ 
brüder zogen von Stadt zu Stadt, geißelten ihren Rücken blutig, 
begingen aber dabei so viele Ausschweifungen, daß die Bischöfe 
diese öffentlichen Bußübungen verbieten mußten. Andere behaup¬ 
teten, die Juden hätten die Brunnen vergiftet, und verursachten 
unmenschliche Grausamkeiten gegen sie. — Kaiser Karl errichtete 
die Quarantaine-Anftalten zur Abwehr solcher Pestkrankheiten, 
welche etwa in Zukunft das Vaterland heimzusuchen drohten. 
Unter Karls Söhnen waren weder das deutsche Reich, noch 
ihre Erbländer glücklich. Wenzel, durch seine Grausamkeit gegen 
den heiligen Johann von Nepomuk berüchtigt, empörte alle Ge¬ 
müther gegen sich, und die Kurfürsten setzten ihn sogar ab; der 
verschwenderische Sigismund, zugleich König von Ungarn, ver- 
geudete die Einkünfte und besaß weder Kraft noch Mittel, die in 
seinem Erblande Böhmen entstandenen Unruhen zu dämpfen. 
Johann Huß und die Hußiten. 
Während der Regierung des Kaisers Sigismund war die 
Hochschule zu Prag die berühmteste in Deutschland. Unter andern 
Lehrern zeichnete sich an derselben Huß durch Gelehrsamkeit auS.
	        
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