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Steinsalz aufzufinden. Bis zu einer Tiefe von 2,220 Fuß ist man mit
dem Erdbohrer in die Erde eingedrungen. Steinsalz hat man zwar
nicht gefunden, aber die Mühe ist doch nicht unbelohnt geblieben; denn
aus dem Bohrloch sprudelt eine warme Salzquelle hervor, deren
Heilkraft die Veranlassung wurde, dort im Jahre 1845 eine Bade¬
anstalt zu errichten, welche immer mehr von Kranken besucht wird. —
In der Nähe des Bades Oeynhausen liegt die Saline Neusalz¬
werk. Das bedeutendste Salzwerk Westphalens aber ist die Saline
Königsborn Lei Unna; sie lieferte im Jahre 1852 über 6000 Lasten
Salz (1 Last sind 4000 Pfd.).
Münster, mit 25,000 Einwohnern — die größte Stadt West¬
phalens — ist die Hauptstadt der Verwaltung, der Sitz des
Oberpräsidenten, des evangelischen General-Superinten¬
denten und eines kath. Bischofs. Zu den vielen Merkwürdig¬
keiten dieser Stadt gehört der Saal auf dem Rathhause, in welchem im
Jahre 1648 der jammervolle 30jährige Krieg durch den Ab¬
schluß des westphälischen Friedens beendigt wurde. Außer
Münster gehören zu den bedeutendsten Städten der Provinz: die
Festung Minden mit lebhaftem Handel und Schifffahrt
auf der Weser — Bielefeld mit bedeutendem Leinwandhandel —
Paderborn, Sitz eines kath. Bischofs — Soest (spr. Sohst),
in einer sehr fruchtbaren Gegend gelegen —Hörde mit großartigen
Eisenhütten —Dortmund und Bochum mit bedeutenden Steinkoh¬
lenbergwerken — Witten mit einer Glashütte — Iserlohn und
Hagen mit vielen Stahl-, Eisen- und Messingwaaren-Fabriken —
Siegen mit bedeutenden Eisengruben und Eisen- und Stahl-
waaren-Fabriken — und die Regierungsbezirks-Hauptstadt Arns¬
berg an der Ruhr. — Evangelische Lehrer-Seminare sind in
Soest und Petershagen, katholische Seminare in Büren, Lan¬
genhorst, kath. Lehrerinnen-Seminare in Münster und Paderborn.
Das Westphalenland erinnert uns an wichtige Begebenheiten aus
frühern Zeiten. Der Hermannsschlacht im teutoburger Walde
und des westphälischen Friedens in Münster ist schon gedacht
worden. Noch müßt ihr aber wissen, daß vor mehr denn tausend
Jahren Kaiser Karl der Große in den Gauen Westphalens die
heidnischen Sachsen bekriegte, um sie zum Christenthume zu be¬
kehren. Lange war der Kriegsschauplatz an der Ruhr bei der Feste
Hohensyburg, hauptsächlich aber am teutoburger Walde und an
der Weser. Der Hauptheld der Sachsen, ihr Herzog, war Witte¬
kind, ein Mann edlen Herzens, aber mit innigstem Gemüthe den heid¬
nischen Götzen zugethan. Daher dauerte der Kampf auch über 30 Jahre
(von 772 — 803), bevor die Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen
vollendet war. Ueberall in den Gegenden jener Schlachtfelder erinnern
Ruinen alter Burgen, berasete Grabhügel und Waffenstücke, selbst
römische Münzen, Urnen u. dgl., die man in der Erde findet, an
jene alten und ältesten Kriege in Deutschland. —