Das Brot.
27
wurden. Die künstliche Lockerung des Teiges durch Gärung muß, indessen
schon frühe bekannt gewesen sein; denn die Bibel erzählt, daß die Israeliten
beim Auszuge aus Ägypten nicht mehr Zeit fanden, sich gesäuertes Brot zu
bereiten. Die Griechen und Römer stellten den Gärungserreger, den Sauer¬
teig, aus Kleie und gärendem Most her, welcher viele Hefezellen enthält.
So ließ er sich lange aufbewahren und wurde stückweise verwandt, indem
man ihn in Wasser aufweichte und dem Mehle zuknetete.
In Athen wurde die Brotbereitung bedeutend verbessert und verfeinert.
Die Brote hatten eine runde Gestalt. Der Teig wurde in heißer Asche ge¬
rostet; es gab jedoch auch schon einfache Backöfen, in welche eiserne oder
irdene, mit Teig gefüllte Geschirre, eingeschoben wurden. Dort bereitete man
sogar ein Luxusgebäck, welchem Öl, Wein und Milch, auch wohl Pfeffer,
beigemengt waren, und es war wegen seines Wohlgeschmacks weit berühmt.
Durch die Griechen wurden die Römer mit der Brotbereitung bekannt; aber
erst ums Jahr 170 v. Chr. wurden Backöfen in Rom allgemein. In die
Regierungszeit des Kaisers Augustns fällt die Errichtung der ersten Wassermühle.
2. Ursprünglich wurde die Brotbereitung nicht als gesondertes Gewerbe
betrieben, sondern war Aufgabe der Frauen und Sklaven. Zwei flache
Steine oder ein napfförmig ausgehöhlter Stein, in welchem eine hölzerne Keule
bewegt wurde, vertraten die Stelle unserer Mühlen. Vollkommener waren die
Mahlvorrichtungen, welche in völlig erhaltenem Zustande in Pompeji ausge¬
graben worden sind. Über einen kegelförmigen, feststehenden Stein wurde
ein ausgehöhlter Stein gestülpt. Versetzte man diesen in Drehung, so be¬
wegte sich seine innere Fläche knapp an der äußeren Fläche des feststehenden
Steines vorbei. Der obere ausgehöhlte Stein oder Hut war mit einer nach
oben sich erweiternden, trichterförmigen Öffnung versehen, in welche das
Getreide hineingeschüttet wurde. Die Drehung des Hutes erfolgte durch
Menschenkraft. Schon damals gab es verschiedene Mehlsorten, Fein-, Mittel¬
und Grobmehl.
Seitdem die Herstellung des Brotes gewerbsmäßig betrieben wurde,
gewann das Bückerhandwerk mit der fortschreitenden Kultur eine immer
größere Bedeutung, besonders da das Brot die Hauptnahrung der minder
bemittelten Stände war. Häufig begannen Aufstände vor den Brotbünken
und Bäckerläden; denn das unzufriedene oder hungernde Volk bemächtigte
sich mit Gewalt des Nahrungsmittels, dessen Erwerb ihm durch Teuerung
erschwert oder unmöglich gemacht wurde. Es ist daher nicht zu verwundern,
daß die Behörden eine scharfe Aufsicht über das Bäckergewerbe ausübten.
Sie stellten Backverordnungen auf, bestimmten das Brotgewicht und straften
streng die den Bestimmungen zuwiderhandelnden Meister. Diese Bevormun¬
dung hatte jedoch auch Nachteile im Gefolge. Nicht selten wurden die
Bäcker, besonders bei hohen Getreidepreisen, gezwungen, das Brot unter dem
Werte zu verkaufen. Solche Willkürlichkeiten und Schwankungen hat erst
der freie Wettbewerb beseitigt, der durch die Gewerbefreiheit js. Nr. 144)
ermöglicht wurde.
3. Das Brot ist eine lockere, schwammartige Masse, welche von einer
harten Kruste umgeben ist. Die lockere Beschaffenheit der Krume wird dadurch
verursacht, daß mit Hilfe von Hefe oder Sauerteig im Innern des Teiges
Kohlensäure und Wasserdampf zur Entwickelung gebracht werden. Diese
schieben die Teigteilchen auseinander, werden jedoch durch die Zähigkeit des
Teiges am Entweichen gehindert. In der Hitze des Backofens werden die