Full text: Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde

65 
feiten alle die zahlreichen Seen an der Küste der Ostsee, und nur 
wenige Seen der eigentlichen Schweiz können ihm vorgezogen werden. 
Der Bodensee ist eigentlich nichts weiter als eine Erweiterung des Rhein- 
Lettes zu einem weiten und tiefen Becken. Aber freilich ist dies Becken 
7 Meilen lang und 2 Meilen breit und nimmt eine Fläche von 10 
Quadratmeilen ein. Dabei ist die größte Tiefe an 1000 Fuß gefunden 
worden. Man hat berechnet, daß, wenn der Bodensee leer wäre, der 
Rhein über 2 Jahre brauchen würde, um ihn wieder zu füllen. Auf 
dieser gewaltigen Wasserfläche giebt es denn auch Stürme, welche denen 
auf dem Meere gleichen, und wobei sich haushohe Wellen erheben. Da 
diese oft plötzlich hervorbrechen, so gilt die Schifffahrt auf demselben 
für gefährlich. Doch seit die Dampfschiffe eingeführt sind, haben Rei¬ 
sende sich nicht mehr zu fürchten; jene Schiffe widerstehen dem heftigsten 
Sturme. Die Fischer aber, welche in leichten Kähnen das Gewässer 
befahren, erkennen meistens an vorausgehenden Zeichen die Gefahr und 
flüchten in einen Hafen. Fische halten sich zahlreich und gern in dem 
klaren Gewässer auf, welches noch den Vortheil gewährt, daß es nur 
selten zufriert. Außer vielen andern Arten, zum Theil von beträcht¬ 
licher Größe, fängt man jährlich eine ungeheure Menge sogenannter 
Blaufellchen, welche für eine Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach 
einer solchen Nahrungsquelle auch viele stschfreffende Vögel, Reiher, 
Strandläufer, sogar Möven und Taucher. Die Ufer des Sees 
sind sanft auffteigend und herrlich mit Früchten, Obst und Wein an¬ 
gebaut. Die höheren Berge der Schweiz erblickt man nur in der Ferne. 
Besonders lieblich nehmen sich aber die zwei kleinen Inseln aus, welche 
in den Erweiterungen des Sees gegen den Ausfluß des Rheines hin 
liegen, dort wo die alte Stadt Konstanz hervorragt. Wie schön es 
an dem See sein muß, sieht man auch daraus, daß fünf verschiedene 
Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im Süden die 
Schweiz, westlich Baden, nördlich Würtemberg und Baiern, 
östlich Oesterreich, welches mit seinem Tyroler Lande daran stößt. 
Wiederholangsfragen! — 
'/.eichnen und Beschreiben! — 
39, Das Kurfürstenthum, das Grostherzogthum 
und die Landgrafschaft Hessen. , 
(8-10.) 
Fast mitten in Deutschland, an der Fulda, Eder und Lahn 
wohnten die alten Chatten, welche durch den Engländer Winfried 
oder Bonifaeius (d. h. Wohlthäter), zum Christenthume bekehrt 
wurden. Die Nachkommen dieser Chatten sind die Hessen. Aber 
das^ jetzige Hessenland dehnt sich weiter nach Süden aus und nach 
Westen hin, bis an Frankreichs Grenze. Es umfaßt gegen 360 
Quadratmeilen, mit anderthalb Millionen größtentheils evangelischer 
Bewohner, und besteht jetzt aus drei besondern Staaten: dem Kur» 
Haesters' Lesebuch für Oberkl. evangel. Volkssch. 5
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.