156
Ufergegenden eine Zeitlang umschwärmen, herbei. Diese wilden
Enten stürzen sich oft zu Hunderten in den Teich, lassen sich durch
die von dem Vogelfänger in die Gräben gestreute Gerste verleiten
unter die ausgespannten Netze zu schleichen, und sie flattern er¬
schreckt, wenn nun der bisher versteckte Feind sich zeigt, immer
weiter in die stets enger werdenden Gräben hinein, bis sie am
Ende nicht weiter können, und gefangen werden. Der Fang dieser
Vögel pflegt in der letzten Hälfte des August-Monats anzufangen
und dauert oft bis zum November, und selbst noch später, bis
der Frost sich einstellt. Die beste Fangzeit pflegt aber der Sep¬
tembermonat zu sein. Alsdann werden oft an einem Tag 800
bis 1000 Stück, und während eines ganzen Herbstes werden nicht
selten 20 bis 30,000 Stück in einer Koje gefangen. Diese wohl¬
schmeckenden Vögel werden mehrentheils auf Föhr und Sylt, so
wie in den schleswigschen Städten und Flecken verkauft und fan¬
den bisher leichten Absatz. Es giebt übrigens fünf verschiedene
Entenarten, die in den Vogelkojen gefangen werden: 1) die roth-
füßige Stockente (Anas Boschas), welche aber selten ist; 2) die
graufüßige Schießente (Anas acuta); 3) die Pfeifenente oder
Schmien (Anas penelope), eigentlich ein Raubvogel; 4) die
Krickente (Anas Orecca), welche am häufigsten vorkommt; 5) die
Löffelente (Anas clypeata), die sehr selten vorkommt.
Die ersten der heimathlichen Vogelkojen wurden im Jahre
1748 auf Föhr angelegt nach dem Muster der noch älteren hol¬
ländischen auf Armeland, Vlieland und Schelling, und der ersten
Föhringer Koje folgten bald zwei andere daselbst. Im Jahre
1767 wurde zwischen List und Kämpen auf Sylt ebenfalls eine
solche Anstalt auf einer 10 Demath großen Landfläche angelegt, und
zwar durch eine dortige Jnteressentschaft, welche reichlich 5,000Rbt.
R. M. deshalb verausgabte. Die Sylter Vogelkoje wurde übrigens
deswegen so kostspielig, weil sie mit einem Seedeiche zum Schutze
gegen Ueberschwemmungen versehen werden mußte. Außer den
Kosten für Reparaturen an der Anstalt pflegt die Sylter Koje
jährlich an Steuern 32Rbt., an Lohn für den Aufseher 64Rbt.
Ausgaben, und zum Unterhalte der zahmen, sowie zum Fange
der wilden Enten 24 Tonnen Gerste zu erfordern.
Doch nicht blos die Seevögel selbst, auch die Eier derselben
gewähren einen äußerst reichen Ertrag, namentlich auf Listland.