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deutsche Predigt halfen nach, darum schmälerten die letzten 5V
Jahre das dänische Sprachgebiet in Schleswig mehr als die vor¬
hergehenden 500 Jahre. Jetzt erstreckt stch ein Sprachgürtel
längs der Schlei und von da in schräger Linie zwischen Husum
und Tondern zur Westsee, der an der Schlei in Meilenbreite und
darüber mehr plattdeutsch als plattdanisch, in der Mitte, auf des
Landes magerm Rücken, mehr plattdänisch als plattdeutsch, und im
Westen plattdänisch und sristsch enthält. Die fristsche Sprache
ist größentheils Volkssprache in der Wieding- und Böcking-Harde
des Amtes Tondern, auf den Inseln Fohr und Sylt, theilweise
auch noch siidlicher in einigen Kirckffpiclen der Aemter Bredstedt
und Husum.
(Als Aufsatzthema zwei Vergleichungen: 1) Graf Gerhard
der Große und Napoleon I. 2) Dänemark in seiner tiefsten Er¬
niedrigung von 1320 bis 1340, und Deutschland in seiner tiefsten
Erniedrigung von 1805 bis 1813.)
42. Das Treffen bei Sehestedt.
Im Jahre 1813 machten die Großmächte unserm Vaterlandc
den Vorschlag, seine Waffen gegen Frankreich zu richten und
Norwegen an Schweden abzutreten. Eine so ungerechte Forde¬
rung ließ keine Wahl: zum zweiten Male wurde es genöthigt
sich Napoleon in die Arme zu werfen und dadurch an dem
Kampfe gegen das ganze Europa Theil zu nehmen. Napoleons
Glücksstern war in Rußland untergegangen, und nachdem er in
der Schlacht bei Leipzig (am 18. Octbr. 1813) besiegt worden,
drang ein vereinigtes Heer von Russell, Deutschen und Schweden,
80,000 Mann stark, unter der Anführung des schwedischen Thron¬
folgers, in Holstein ein. Einer so ungehenren Masse krieggewohnter
Truppen zu widerstehen war unserm an Zahl weit geringeren
Heere unmöglich; doch es kämpfte mit einer Tapferkeit, die den
Feinden Achtung einflößte. Unter beständigen Gefechten, worunter
besonders das Treffen bei Bornhöved (7. Decbr. 1813) hitzig und
blutig war, zog es sich gegen die Eider hinauf. Während der
größte Theil unseres Heeres im östlichen Holstein kämpfte, gelang
es einer aus Kosaken bestehenden Abtheilung des feindlichen Heeres
nach Westen vorzudringen und bei Friedrichstadt über die Eider
zu gehen, worauf sie sich im Herzogthum Schleswig nach beiden