324
von mir verfaßtes Gedicht entgegen genommen hatte, sich nach
der Werfte begab, wo sein erster Gang in die zwar einfache, aber
Helle nnd freundliche Kirche war; sodann wurden das Pastorat
und verschiedene andere Häuser besucht. Da sprachen Se. Ma¬
jestät namentlich ein bei dem ältesten Greise, dem neunzigjährigen
früheren Schiffskapitain Frerk Petersen und ließen Sich auf
dem Lehnstuhl desselben einen Augenblick nieder. „Nun," sagte der
König, „dieser Stuhl ist für einen so alten Mann, wie Sie, nicht
allzubequem und weich gepolstert; ich will Ihnen von Föhr aus
einen bessern schicken." Solches geschah auch; am folgenden Tage
langte ein äußerst bequemer und geschmackvoller Großvaterstuhl
an, der von der Familie des nun Verklärten sehr in Ehren ge¬
halten und nach hundert Jahren noch späten Enkeln den Namen
des Königlichen Gebers nennen wird.
Als ich dann weiter den König in das Haus einer alten 86-
jährigen Wittwe zu begleiten die Ehre hatte, welche körperlicher
Schwäche halber Sr. Majestät nicht entgegen gehen konnte, redete
er sie in plattdeutscher Sprache also an: „Se kann nich to mi
kamen, Mudder, darüm kam ik to ehr. Seh se mi mal
an, ik bin de König!" Die alte Frau antwortete etwas ver¬
legen: „Ach, lewer Gott, is He de König? Sedd He
Sick denn en bätjen dal; sy He dog so gud! — Alles auf
unserer kleinen Insel zog die Aufmerksamkeit des Königlichen
Gastes auf sich, und Jedermann war entzückt von der Milde
und Freundlichkeit des theuren Landesvaters.
Vor Christian VIII. war schon Friedrich VI. auf der Hallig
Hooge gewesen und zwar im Jahre 1825 nach der großen
Sturmfluth. Es traf sich so, daß er die ganze Hallig unter
Wasser sah und deßhalb mehrere Stunden verweilen mußte.
Wenn Christian VIII. nur Oland besuchte, so hatte dieß darin
seinen Grund, daß diese Tour, hin und zurück, iu einer Fluth
abgemacht werden konnte, während ein Besuch der andern Halli¬
gen drei mal so viel Zeit erfordert hätte. — Vor 50 Jahren
hatte Oland einen bedeutend größeren Umfang und eine viel
stärkere Bevölkerung. Statt einer Werfte zählte diese Hallig
noch drei — den Warf, die Piepe und Kirchenwerfte. Auf der
ersten Werfte standen 40, auf der zweiten 30 Häuser und auf
der dritten die Kirche nebst dem Kirchhofe, das Pastorat und die