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von mir verfaßtes Gedicht entgegen genommen hatte, sich nach 
der Werfte begab, wo sein erster Gang in die zwar einfache, aber 
Helle nnd freundliche Kirche war; sodann wurden das Pastorat 
und verschiedene andere Häuser besucht. Da sprachen Se. Ma¬ 
jestät namentlich ein bei dem ältesten Greise, dem neunzigjährigen 
früheren Schiffskapitain Frerk Petersen und ließen Sich auf 
dem Lehnstuhl desselben einen Augenblick nieder. „Nun," sagte der 
König, „dieser Stuhl ist für einen so alten Mann, wie Sie, nicht 
allzubequem und weich gepolstert; ich will Ihnen von Föhr aus 
einen bessern schicken." Solches geschah auch; am folgenden Tage 
langte ein äußerst bequemer und geschmackvoller Großvaterstuhl 
an, der von der Familie des nun Verklärten sehr in Ehren ge¬ 
halten und nach hundert Jahren noch späten Enkeln den Namen 
des Königlichen Gebers nennen wird. 
Als ich dann weiter den König in das Haus einer alten 86- 
jährigen Wittwe zu begleiten die Ehre hatte, welche körperlicher 
Schwäche halber Sr. Majestät nicht entgegen gehen konnte, redete 
er sie in plattdeutscher Sprache also an: „Se kann nich to mi 
kamen, Mudder, darüm kam ik to ehr. Seh se mi mal 
an, ik bin de König!" Die alte Frau antwortete etwas ver¬ 
legen: „Ach, lewer Gott, is He de König? Sedd He 
Sick denn en bätjen dal; sy He dog so gud! — Alles auf 
unserer kleinen Insel zog die Aufmerksamkeit des Königlichen 
Gastes auf sich, und Jedermann war entzückt von der Milde 
und Freundlichkeit des theuren Landesvaters. 
Vor Christian VIII. war schon Friedrich VI. auf der Hallig 
Hooge gewesen und zwar im Jahre 1825 nach der großen 
Sturmfluth. Es traf sich so, daß er die ganze Hallig unter 
Wasser sah und deßhalb mehrere Stunden verweilen mußte. 
Wenn Christian VIII. nur Oland besuchte, so hatte dieß darin 
seinen Grund, daß diese Tour, hin und zurück, iu einer Fluth 
abgemacht werden konnte, während ein Besuch der andern Halli¬ 
gen drei mal so viel Zeit erfordert hätte. — Vor 50 Jahren 
hatte Oland einen bedeutend größeren Umfang und eine viel 
stärkere Bevölkerung. Statt einer Werfte zählte diese Hallig 
noch drei — den Warf, die Piepe und Kirchenwerfte. Auf der 
ersten Werfte standen 40, auf der zweiten 30 Häuser und auf 
der dritten die Kirche nebst dem Kirchhofe, das Pastorat und die
	        
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