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1644, nachdem die Schweden in den Besitz von Riberhuus gekommen,
wurde es von dem Grafen C. Ranzau dadurch zur Capitulation
gezwungen, daß er es mit einigen kleinen Kanonen beschloß, die er
oben auf dem flachen Thurm der naheliegenden Domkirche placirt
hatte. Im nächsten Jahre ward das Schloß wieder von den Schwe¬
den erobert und ihnen gleich darauf von dem Kronprinzen Friedrich
(nachm. König Friedrich III.) mit stürmender Hand genommen.
Seit dem Kriege 165*—60 allmälig niedergebrochen, ist jetzt von
Riberhuus nur die Wallstätte übrig. Auch die Stadt war früher
befestigt. Zwar hat die Stadt oft und viel durch Feuersbrünste,
Ueberschwemmungen und feindliche Gewalt gelitten, ihr Verfall ist
aber vorzugsweise der Versandung der Au und der alten Ribertiefe
an der Westküste des Landes zuzuschreiben.
(Oberst A. v. Baggesen.)
88. Viborg, deutsch: Wiborg,
vom altdänischen Vi einen eingefriedigten, heiligen Ort in der heid¬
nischen Vorzeit bezeichnend. Wiborg liegt am westlichen Ufer des
kleinen Wiborger Sees, hat ca. 4000 Einwohner, deren Haupter¬
werb in Industrie, Ackerbau und Landhandel besteht. Die Stadt ist
Sitz des Königl. Landesobergerichts für Nordjütland, des Stiftamt¬
mannes und des Bischofs, hat eine Cathedralschule, ein gut dotirtes
Hospital, ein mit einer Jndustrieanstalt verbundenes Zuchthaus
und unter den industriellen Anlagen eine große Hechelfabrik. Von
den beiden Kirchen der Stadt ist die große Domkirche das merk¬
würdigste Gebäude des ganzen Ortes. Sie stammt aus dem 12.
Jahrhunderte her, ist aber in ihrer jetzigen Gestalt erst nach dem
Brande im Jahre 1726 erbaut. Unter dem Chor befindet sich eine
meisterhaft erbaute unterirdische Kirche, deren Gewölbe aus 18 Gra¬
nitsäulen ruht. Wiborg ist die älteste Stadt Nordjütlands und eine
der geschichtlich merkwürdigsten Städte des Vaterlandes. Unsere
meisten Könige von Dan bis Christian V., haben in oder bei Wi¬
borg die Huldigungen der Jütländer empfangen. Im Jahre 1150
befestigte Svend Grathe die Stadt mit Wällen und Gräben und
rühmte in der Schlacht bei Wiborg, im Jahre darauf, ihre Bürger
als Hauptkern der Stärke seines Fußvolkes. Obgleich der schwarze
Tod, 200 Jahre später, die Stadt fast entvölkerte, war sie doch im
Anfange des 16. Jahrhunderts noch sehr ansehnlich, zählte 22Kirchen
und 6 Klöster, war der Sammelplatz des jütschen Adels und einer
der Hauptsttze des Katholicismus im Reiche. Dennoch bildete sich
bekanntlich gerade hier (1526) die erste evangelische Gemeinde däni¬
scher Zunge. Durch die Einführung der Reformation, die Prälaten
und Nkönche verscheuchte, und der Souverainität, wodurch die Ver¬
sammlungen deö Adels aufhörten; durch verheerende Feuersbrünste,
und endlich auch durch die Verwandlung des ehemals berühmten