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dern auch der größte Theil der Felder und Wiesen; der Rest ist
in ein flaches Sandfeld verwandelt, in Gefahr von dem gierigen
Schlunde des Meeres jeden Augenblick verschlungen zu werden,
und hier auf dem nackten Sande, steter Lebensgefahr ausgesetzt,
haben die Nachkommen der alten reichen Aggerbauern ihre elenden
Fischerhütten aufgeschlagen. Nach dem Durchbruch war es aber
auch mit der Fischerei im Liimfjord vorbei. Bisher war das
Wasser fast süß gewesen, jetzt ward es wieder salzig: die Brassen
und andere Süßwasserfische gingen zu Grunde; der Boden des
Fjords wird mehr und mehr mir Flugsand überschwemmt, so daß
der Aal sich hinauf ins Gras zu retten sucht und immer seltener
wird; aber was das Schlimmste war, die Heringe sind ausge¬
blieben; wahrscheinlich verhindert der heftige Strom von Westen
ihr Eindringen in den Fjord. Eine Gabe hat die Westsee dage¬
gen wieder zugeführt: die Auster. Mit der freien Durchfahrt und
der dadurch entstandenen fortschreitenden Bildung eines sicheren
Hafens an der Westseite Jütlands, der wenn erst die starke Strö¬
mung auch die Gründe bei Lögstör fortgeschafft hat, auch großen
Schiffen zugänglich wird, erblüht jenen Gegenden durch Handel
und Verkehr hoffentlich bald eine bessere Zeit.
90. Die Stadt Aalborg
an der südlichen Küste des Liimfjords ist die nördlichste der drei
größten Städte an der Ostküfte Jütlands, und war früher der Haupt-
handelsplatz der ganzen Provinz Nordjütland. Jetzt sind Randers
und Aarhuus eben so bedeutend, da die Städte Thisted, Nykjö-
bing auf Mors und Lemvig seit der Entstehung des Aggerkanals
direkt Schifffahrt und Handel treiben. Einwohnerzahl ca. 8000;
Sitz des Stiftamtmannes und Bischofs, 2 Kirchen, Cathedralschule,
ein großes, reich dotirtes Hospital aus einem Mönchskloster umge¬
schaffen, mehrere industrielle Anlagen. Von der Schiffbrücke regel¬
mäßige Ueberfahrt mit einer Fähre über den Liimfjord nach Norder-
Sundbye (Vie M.). Ein Abfluß der beioen großen im Westen
und Süden der Stadt belegenen Mööre theilt die Stadt in zwei
Haupttheile, in die Kirchspiele St. Rudolphi und Unserer lie¬
ben Frauen. Der Außenhafen der Stadt ist bei Blöden, in-
nerhalb der Mündung des Liimfjords, nahe bei Hals. Mit Ko¬
penhagen steht Aalborg in directer Dampfschiff- und Packet-Verbin-
dung. Die Stadt wird schon im Jahre 1070 eine berühmte See¬
stadt mit gutem Hafen genannt, war 1461 mit Gräben und ein
halbes Jahrhundert später mit Wällen umgeben, ward wieder reichlich