Full text: Schul-Geographie (3)

Die Erde als physischer Körper betrachtet. 17 
dampf in sehr veränderlicher Quantität. Die Erscheinungen, welche sich, bedingt 
durch die Haupteigenschaften der Atmosphäre, nämlich Schwere und Expansion, 
sowie in Folge der ungleichen Verkeilung der Wärme und des Wasserdampfes 
und dessen Ausscheidung aus der Atmosphäre, endlich durch Lnstströmuugeu in 
derselben zutragen, ueunt man Meteore, die Lehre dieser Erscheinungen Meteo- 
rologie. — Die Dichtigkeit der Lust nimmt ab mit der Erhebung über der 
Meeresfläche, daher ist das Barometer, welches die Dichtigkeit der Luft mißt, das 
bequemste Mittel, die Höhe eines Ortes zu bestimmen. 
§ 20. Sehr wichtig sind die Bewegungen der Atmosphäre, die sich uns je 
nach ihrer Stärke als Wind, Sturm, Orkan Zu erkennen geben und die wir 
nach der Himmelsgegend benennen, aus welcher sie kommen. Die Ursache davon, 
daß innerhalb der Atmosphäre überhaupt Bewegung stattfindet, liegt in der uu- 
gleichen Erwärmung derselben; denn wärmere Luft ist leichter als kältere, und 
steigt deshalb aus bis in eine Luftschicht von gleicher Dichtigkeit, während kältere 
Lust unten hinzufließt und den von jener verlassenen Raum einnimmt. Die Atmo- 
sphäre wird aber nicht direkt von der Sonne erwärmt, vielmehr läßt sie die 
Sonnenstrahlen durch sich hindurch, ohne von ihnen erwärmt zu werden; erst 
die feste Erdrinde und das Wasser nehmen die Wärme an (und zwar aus ungleiche 
Weise, indem sie das Land stärker erwärmt, als das Wasser, und dürres Land 
wiederum stärker, als mit Vegetation bedecktes) und theilen sie der Lnst mit; 
daraus und aus der nach oben zu abnehmenden Dichtigkeit derselben erklärt es 
sich auch, daß die Luftwärme mit der Entfernung von der Erdoberfläche abnimmt 
(nämlich im Allgemeinen um 1° C. bei einer Erhebung von 162 in — 500'). 
Wie in einem geheizten Zimmer eine Lnftcircnlation in der Art stattfindet, 
daß die erwärmte Luft am Ofen aufsteigt uud sich an der Decke verbreitet, während 
unten die kältere Luft zufließt, so steigt von den Ländern der heißen Zone fort- 
während die stark erwärmte Luft senkrecht in die Höhe und fließt oben nach beiden 
Polen ab (Aequatorialströme), während zu ihrem Ersätze unten von beiden Polen 
her unaufhörlich kalte Luft uach dem Aequator fließt (Polarströme). 
Die Richtung aus O. uud W. erhält der Wind erst durch die Rotation der 
Erde. Wenn in der nördlichen Hemisphäre nördlich von uns ein Nordwind ent¬ 
steht, so geht derselbe nicht allein nach S., sondern auch noch immer zugleich mit 
der Erde uach O. Da er nun ans seinem Wege nach S. zu Erdpnnkten gelangt, 
welche eine größere Geschwindigkeit nach O. haben als er selbst, so muß er vou 
uns, die wir nach O. zu gegen ihn anrennen, nicht blos als Nordwind, sondern 
als Nordostwind empfunden werden. — Daher wird auf der nördlichen Hemisphäre 
ein Nordwind auf seinem Wege nach S. immer östlicher. Umgekehrt wird auf 
der südlichen Hemisphäre ein Südwind immer östlicher. —- Bei den Aequa- 
torialströmen findet aus denselben Gründen natürlich das Entgegengesetzte statt, 
und anf der nördlichen Hemisphäre muß ein Südwind, auf der südlichen ein 
Nordwind westlicher werden. 
In größter Einfachheit treten die Polarströme in der Gegend der heißen 
Zone und zwar anf dem Meere als Passate auf. Hier wehen nämlich auf der 
nördlichen Hemisphäre beständig N.-O.-Winde, auf der südlichen beständig 
S.-O.-Winde, nnd zwar uuteu aus dem Meere, während oben die Äquatorial- 
ströme in entgegengesetzter Richtung wehen (Antipassate). 
Dies findet das ganze Jahr unaufhörlich statt, sowohl im Atlantischen Ocean 
als im großen, jedoch mit der Beschränkung, daß da, wo sich der Nord- uud 
V. Seydlih, größere Schul-Geographie, XVI. B. 2
	        
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