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schaut in eine Tiefe von über 400 Fuß, er vermag mit dem 
Blick ebenso wenig die Höhe zu messen, und schaut er endlich hin 
über das Meer, wie klein erscheint da nicht Alles, Menschen und 
Thiere, Klippen und Fahrzeuge. Wenn er aber nach und nach 
sich mit dem Ungewohnten in seiner Umgebung vertraut gemacht 
hat, wird es ihm klar, daß er noch im lieben Vaterlande ist, wo 
selbst der Felsetl etwas Mildes und Freundliches hat, sproßt doch 
Buchengebüsch üppig hervor aus den Riffen des Klints, dessen 
sanftes Grün mit dem blendenden Weiß verschmilzt und sich ebnend 
und verdeckend über die scharfen Kanten der Höhe hinzieht. Schaut 
man oben herab, sieht man eine schroffe Felsenwand, in welche 
das Regenwasser tiefe Furchen gezogen hat, deren Fuß sich schräge 
sanft zum Meere neigt, wo sich niedergestürzte Krcidestücke über 
einander hin und wieder aufgethürmt haben; draußen im Meere 
ragen große Granitsteine über der Oberfläche des Wassers hervor 
und zeigen uns Seehunde, die auf ihnen im Sonnenschein Mittags¬ 
ruhe genießen; überschauen wir die Höhe selbst, erblicken wir hier 
allenthalben Schönheit und Abwechslung: hier stehen zwei steile 
Spitzen wie Kirchthürme, wohin sich Menschen nicht wagen, der 
Adler aber ungestört sein Nest hat; dort ist der Aborrebjerg mit 
seinem mächtigen Granitstein auf seinem Scheitel, von dem wir 
eine unvergleichliche Aussicht über die Ebene Möens haben. Aber 
auch die Sage umschwebt diese östliche Vormauer des Vaterlandes 
und befestigt den Glauben an ein ewiges Bestehen desselben. John 
Upsal, der Riese von Upsal (Odin), lebt im Innern des Felsens. 
Ab und zu zieht er mal über nach Stevnsklint auf Seeland, da 
kennt man ihn auch gut und nennt ihn Klintkönig. Früher hat 
er nie einen König in seinem Gebiet dulden wollen; seit Christian 
der Vierte ihn aber freundlicher gestimmt hat, sieht er's gern, daß 
der Landesvater auch seine Höhen mal besucht; denn er meint es 
gut mit König und Vaterland. Schon zweimal hat er Dänemark 
gerettet, und sollte das Reich wieder ernstlich in Gefahr kommen, 
werden alle diese Steine sich in Reuter verwandeln, und an ihrer 
Spitze wird er dem Feinde entgegen ziehen und ihn schlagen. 
Nach Mein er t,
	        
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