Herzen, Hunger, Durst und Müdigkeit waren vergessen, und mit
frischem Mute ging man auf der gamen Linie zum Angriff vor.
Der Kronprinz nahm Ch lum, den Mittelpunkt der östreichischen
Stellung, Herwart von Bittenfeld verdrängte die Sachsen nach
hartem Kampfe aus Problus, und in kurzem wandte sich die
gesamte feindliche Armee zur regellosen Flucht.
(Fried e mit ^Oestreich.) Nun brach das siegreiche Heer nach
Süden auf und zog durch Böhmen und Mähren auf Wien los,
während ein Seitenkorps die Karpathen überstieg und die Gegner
bei Blumen au, in der Nähe von Preßburg, in die Enge trieb.
Da erfolgte der Abschluß eines Waffenstillstandes und vier Wochen
später, ant 23. August, der Friede von Prag. Oestreich mußte
aus dem deutschen Bunde ausscheiden, sein Recht auf Schleswig-
Holstein aufgeben und 60 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen;
Italien erhielt die Provinz Venetien, trotzdem es zu Lande und
zu Wasser geschlagen worden war.
(Der Mainseldzug und die Gründung des norddeutschen
Bundes.) Den gleichen Erfolg hatte der Feldzug der Mainar-
mee unter Vogel v on Falk enstein, später unter Manteuffel.
Obwohl die Preußen den gegenüber stehenden süddeutschen Truppen
bei weitem nicht gewachsen waren, drangen sie doch in einer Reihe
siegreicher Gefechte (bei Dermbach, Kis sin gen, Asch affen-
bürg, Ta über-Bischofs he im) über den Main vor. Die
Gegner baten um Frieden, den man ihnen auch unter billigen
Bedingungen gewährte. Hannover, Kur Hessen, Nassau und
Frankfurt jedoch sowie Schleswig-Holstein wurden der
preußischen Monarchie einverleibt. Sämtliche Staaten nördlich
vom Main vereinigten sich zu einem norddeutschen Bunde,
mit welchem die süddeutschen Staaten in ein Schutz- und Trutz¬
bündnis traten.
§ 83. Der deutsch-französische Krieg. Von Weißen¬
burg bis Sedan. (Veranlassung des Krieges). Preußens Er¬
folge, ohne Napoleons Mitwirkung oder Zustimmung errungen,
hatten die Eitelkeit der Franzosen schwer verletzt. „Rache für
Sadowa!" halte es durch ganz Frankreich wieder, und im Stil¬
len bereitete man alles für den Krieg vor. Nun hatten die Spa¬
nier ihre Königin JsabeUa vertrieben und die Krone dem
Erbprinzen Leopold von Hohenzollern angeboten, der sich
nach einigem Zögern auch bereit erklärte, die Wahl anzunehmen.
Darin erblickte Frankreich eine Beeinträchtigung seines Ansehns,
und als der Prinz infolge dessen wieder zurücktrat, forderte es
sogar durch den Botschafter Beuedetti vom Könige Wilhelm
das förmliche Versprechen, für alle Zukunft die Thronbesteigung
eines Hohenzollern in Spanien verhindern zu wollen. Mit Ent¬
rüstung wies der König, der sich zum Gebrauche des Bades in
Ems aufhielt, das beleidigende Ansinnen zurück und weigerte sich,