Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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4) aus vielen Staubwegen oder Stempeln, deren Griff auf dem 
Fruchtboden stehen und einfache Narben tragen. 
Die Früchte der Rose sind allgemein unter dem Namen Hagebutten 
bekannt; es sind von der Röhre des Kelches und dem fleischigen Fruchtboden 
gebildete falsche Beeren, welche, von eiförmig-rundlicher Gestalt, knorpelig 
und von scharlachrother Farbe, borstige Samenkörner umschließen. Man ißt 
diese Früchte getrocknet oder eingemacht. 
Aus den Rosenblättern wird Rosenwaffer und Rosenöl gewonnen; das 
feine gelbe Holz der Stämme benutzt der Tischler zu ausgelegten Arbeiten. 
Auf die Stämme werden andere Roscnarten okulirt, um diese zu Hochstämmen 
zu ziehen. 
36. Der Schneeballenstrauch (Viburmmi opulus). 
Die in Gärten gezogene Varietät dieser Pflanze ist ein 10 —12 Fuß 
hoher Strauch mit gegenständigen, 3—5lappigen Blättern, jeder Lappen zu¬ 
gespitzt und gezähnt, das ganze Blatt am Rande abgerundet. Der Blatt¬ 
stiel hat am Grunde 2 pfriemförmige Nebenblätter. Die Blüthen bilden 
schöne, schneeweiße, kugelförmige Trugdolden und erscheinen im Juni. Die 
radförmige Blumenkrone (breiter Saum, kurze Röhre) ist 5lappig, der Kelch 
bzähnig; Staubgefäße und Stempel fehlen. 
Der wildwachsende Schnecballenstrauch hat flache Trugdolden, deren Rand¬ 
blumen auch schneeweiß und ohne Bcfruchtungswerkzeuge sind. Diebin der 
Mitte stehenden, meist etwas kleineren Blüthen haben aber 5 Staubfäden 
und 3 Stempel, sind gelblich weiß von Farbe und setzen kugelförmige, rothe 
Beeren an, die den vertrockneten Kelch an der Spitze tragen, und in der 
Regel nur 1 Samenkorn enthalten. 
37. Der Sirenenstranch (Syringa vulgaris). 
auch unter den Numen Syringen, spanischer Flieder, türkischer Hol¬ 
lunder und blauer Flieder bekannt, sind den Kindern weit und breit sehr 
liebe Blumen, die in Gärten und im Felde auf Sträuchern von 10 —20 
Fuß Höhe wachsen. 
Der Gärtner versteht es, den blauen Flieder als Baum zu ziehen, oder 
den Sträuchern durch Beschneiden eine solche Form zu geben, daß sie ent¬ 
weder die unschönen Gartenplanken bedecken oder Lauben und Gänge bilden. 
Seit mehr als 200 Jahren ist dieser schönblühende Strauch schon 
bei uns einheimisch und zwar in mehrern Arten, die sich durch Blattform 
und Blüthenfarbe unterscheiden. Sein Vaterland soll Persien sein. 
Die gewöhnliche, blauröthlich blühende Art hat an Stämmen und Zwei¬ 
gen eine aschgraue und darunter eine grüne Rinde, die ein gelblich-weißes, 
ziemlich hartes und bei alten Stämmen roth geflammtes Holz bedeckt. Die 
gegenständigen Blätter sind recht groß, herz-eiförmig, dunkelgrün, matt 
glänzend und ganzrandig. 
Die großen Blüthenfträuße entwickeln sich im Mai, zwar' an den 
Spitzen der Zweige, aber doch mit einem eignen, von den Zweigen abstehen¬ 
den Stiel. Die einzelnen Blüthchen stehen auf kleinen, grünen Stielen zu 
2—3 neben einander. Ihrer schönen Farbe wegen, die mehr oder minder zwi¬ 
schen Blau und Roth schwankt, und noch mehr ihres angenehmen Duftes wegen 
schätzt man diese Blumen jehr und benutzt sie, in großen Sträußen in Vasen 
und Gläjer gestellt, als Zimmerzierde um Pfingsten. Da sie aber besonders des 
Abends stark duften, so muß man sich hüten, sie in die Schlafzimmer zu bringen. 
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