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16* Das Blei*
Wollte man alle Metalle nach der Schwere ordnen, so würde das
Blei den vierten Platz einnehmen, denn cs giebt nur drei Metalle, welche
schwerer als Blei sind. Die Schwere des Bleies ist sprichwörtlich geworden;
sogar ein tiefer, fester Schlaf wird wohl mit dem Blei verglichen.
Trotz dieser großen Schwere hat aber das Blei nur eine sehr geringe
Härte; es ist so weich, daß man schon mit dem Nagel des Fingers darin
ritzen kann. Zienilich starke Stücke lassen sich biegen und bleiben in ihrer
Stellung,. da das Blei fast gar nicht elastisch ist. Ebenso gering ist seine
Zähigkeit und Dehnbarkeit, weßhalb man weder dünne Platten noch Draht
aus Blei machen kann; auch hat eö keinen Klang, oder doch nur einen
sehr unbedeutenden und unschönen.
Non Farbe ist das Blei blänlich-weiß; es hat aber einen glänzen¬
den Bruch und läßt sich leicht poliren. Ebenso leicht freilich verliert es
seinen Glanz, indem eS an der Luft schwarzgran, matt und endlich ganz
blind wird. Es setzt sich dann, wie beim Eisen ein brauner und beim
Kupfer ein grüner, so beim Blei ein weißer Rost an, was jedoch sehr
langsam von Statten geht.
Das Blei ist ein sehr leicht schmelzbares Metall; lange vor dem
Glühen wird es schon flüssig, wobei sich eine graue Haut darüber legt.
Diese bildet die Bleiasche; durch fortgesetztes Schmelzen und öfteres Ab¬
nehmen der sich stets erneuernden Haut kann man ganze Massen Blei in
Bleiasche verwandeln und aus dieser durch heftiges Glühen die sogenannte
Bleiglätte oder Silberglätte herstellen.
Setzt man die Bleiasche einem so mäßigen Feuer aus, daß sie nicht
schmelzen kann, so wird sie erst gelb und endlich schön roth; jetzt heißt sie
Menning und ist den Malern bekannt genug. Die Töpfer halten sich, um
die Glasur ihrer Töpfe zu bereiten, ebenfalls an Bleiasche und Bleiglätte.
Lös't sich Bleiasche in Essig auf, so entsteht der Bleizucker; derselbe
wird von den Färbern angewendet, ist aber sonst ein entsetzliches Gift. —
Ein künstlicheres Fabrikat aus Blei ist das Bleiweiß, ebenfalls ein Gift.
Ueberhaupt hat das Blei keinen guten Ruf in der Welt. Noch bevor es, zur
Flintenkugel geformt oder, unter Zusatz von Arsenik, in Schrot verwandelt,
dem Menschen oder Thier einen schmerzlichen Tod bereitet, verursacht es
schon in den Hütten, wo eö geschmolzen, und in den Fabriken, wo cs zu
Menning, Blcizucker ». s. w. verarbeitet wird, durch die dabei aufsteigenden
Dünste und seinen Stäubchen, welche, mit der Luft eingeathmet, nach und nach
die Gesundheit untergraben, eine schreckliche Krankheit unter den Arbeitern,
— die Bleikolik, oder die Hüttenkatze. — Bleistückchen, etwa Schrotkörner
zu verschlucken, muß man sich ebenso sehr hüten, als saure Speise in Töpfe
aufzubewahren, welche mit Bleiglätte glasirt sind. In beiden Fällen wird
das Blei von der Säure angegriffen und in giftige Stoffe ver>vandelt.
Der nützlichste Gebrauch, den man von dem Blei macht, ist unstreitig
der, daß man, indem man es mit Eisen und Spießglanz vermischt, die
Lettern daraus verfertigt, mit denen die Bücher gedruckt werden.
Andere Anwendungen des Bleies sind bekannt.