Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

- 406 - 
16* Das Blei* 
Wollte man alle Metalle nach der Schwere ordnen, so würde das 
Blei den vierten Platz einnehmen, denn cs giebt nur drei Metalle, welche 
schwerer als Blei sind. Die Schwere des Bleies ist sprichwörtlich geworden; 
sogar ein tiefer, fester Schlaf wird wohl mit dem Blei verglichen. 
Trotz dieser großen Schwere hat aber das Blei nur eine sehr geringe 
Härte; es ist so weich, daß man schon mit dem Nagel des Fingers darin 
ritzen kann. Zienilich starke Stücke lassen sich biegen und bleiben in ihrer 
Stellung,. da das Blei fast gar nicht elastisch ist. Ebenso gering ist seine 
Zähigkeit und Dehnbarkeit, weßhalb man weder dünne Platten noch Draht 
aus Blei machen kann; auch hat eö keinen Klang, oder doch nur einen 
sehr unbedeutenden und unschönen. 
Non Farbe ist das Blei blänlich-weiß; es hat aber einen glänzen¬ 
den Bruch und läßt sich leicht poliren. Ebenso leicht freilich verliert es 
seinen Glanz, indem eS an der Luft schwarzgran, matt und endlich ganz 
blind wird. Es setzt sich dann, wie beim Eisen ein brauner und beim 
Kupfer ein grüner, so beim Blei ein weißer Rost an, was jedoch sehr 
langsam von Statten geht. 
Das Blei ist ein sehr leicht schmelzbares Metall; lange vor dem 
Glühen wird es schon flüssig, wobei sich eine graue Haut darüber legt. 
Diese bildet die Bleiasche; durch fortgesetztes Schmelzen und öfteres Ab¬ 
nehmen der sich stets erneuernden Haut kann man ganze Massen Blei in 
Bleiasche verwandeln und aus dieser durch heftiges Glühen die sogenannte 
Bleiglätte oder Silberglätte herstellen. 
Setzt man die Bleiasche einem so mäßigen Feuer aus, daß sie nicht 
schmelzen kann, so wird sie erst gelb und endlich schön roth; jetzt heißt sie 
Menning und ist den Malern bekannt genug. Die Töpfer halten sich, um 
die Glasur ihrer Töpfe zu bereiten, ebenfalls an Bleiasche und Bleiglätte. 
Lös't sich Bleiasche in Essig auf, so entsteht der Bleizucker; derselbe 
wird von den Färbern angewendet, ist aber sonst ein entsetzliches Gift. — 
Ein künstlicheres Fabrikat aus Blei ist das Bleiweiß, ebenfalls ein Gift. 
Ueberhaupt hat das Blei keinen guten Ruf in der Welt. Noch bevor es, zur 
Flintenkugel geformt oder, unter Zusatz von Arsenik, in Schrot verwandelt, 
dem Menschen oder Thier einen schmerzlichen Tod bereitet, verursacht es 
schon in den Hütten, wo eö geschmolzen, und in den Fabriken, wo cs zu 
Menning, Blcizucker ». s. w. verarbeitet wird, durch die dabei aufsteigenden 
Dünste und seinen Stäubchen, welche, mit der Luft eingeathmet, nach und nach 
die Gesundheit untergraben, eine schreckliche Krankheit unter den Arbeitern, 
— die Bleikolik, oder die Hüttenkatze. — Bleistückchen, etwa Schrotkörner 
zu verschlucken, muß man sich ebenso sehr hüten, als saure Speise in Töpfe 
aufzubewahren, welche mit Bleiglätte glasirt sind. In beiden Fällen wird 
das Blei von der Säure angegriffen und in giftige Stoffe ver>vandelt. 
Der nützlichste Gebrauch, den man von dem Blei macht, ist unstreitig 
der, daß man, indem man es mit Eisen und Spießglanz vermischt, die 
Lettern daraus verfertigt, mit denen die Bücher gedruckt werden. 
Andere Anwendungen des Bleies sind bekannt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.