Full text: Theoretisch-praktisches Handbuch für den Anschauungsunterricht

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Loch bis auf den Grund erhalten wird. Nun wird die Raumnadel herausge¬ 
zogen und ein Zünder dafür eingelassen, d. i. ein Endchen Schilfrohr, wel¬ 
ches mit Mehlpulver angefüllt und mit einem Schwefelfaden verbunden ist. 
Wenn dieser letztere angezündet ist, so entfernen sich die Bergleute, denn 
bald schleudert das explodirende Pulver große Steinmaffen, oft 20 bis 30 
Centner, fort. 
Bei weichem oder durch Feuersetzen mürbe gemachtem Gestein bedienen 
sich die Bergleute bloß ihrer Werkzeuge, — des Fäustels oder Schlägels, 
welches eine Art Hammer ist, und des Fimmels; dies ist ein 6—8 Zoll 
langes, dickes, viereckiges Eisen mit breiter, stählerner Spitze oder Schneide. 
Den Fimmel setzen sie auf's Gestein und schlagen mit dem Fäustel darauf. 
Ist durch diese Arbeit (das Schürfen) ein Erzgang entblößt, so wird, 
nachdem seine Richtung und Tiefe erforscht ist, in die Tiefe hinein fortge¬ 
arbeitet und dann durch Wegschaffen des anliegenden Gesteins eine Grube 
so weit ausgearbeitet, daß die Bergleute bequem darin schaffen können. 
Damit die Bergleute schnell zu den Gruben kommen und die Erze aus 
ihnen zu Tage gefördert werden können, legt man von oben bis zu den 
Gruben meistens senkrecht gehende Löcher an, vom Bergmann Schachte ge¬ 
nannt. Dienen dieselben zum Aus- und Einfahren der Bergleute, so sind 
sie mit Fahrten, d. i. Leitern versehen und heißen Fahrschachte; wird 
aber Erz und Gestein in ihnen zu Tage gefördert, so heißen sie Förder¬ 
schachte. V 
Um das in den Gruben aus unterirdischen Adern sich saminelnde Wasser 
zu entfernen, werden eigene Wafferschachte oder Kunstschachte angelegt, 
in welchen eine Wasserkunst oder ein Pumpenwerk beständig arbeitet, durch 
Windmühlen, Dampfmaschinen u. s. w. in Thätigkeit gesetzt. Zuweilen läßt 
sich das Wasser durch einfache Wasserleitungen in horizontalen Gängen ent¬ 
fernen. Horizontale Gänge aber, welche von außen in den Berg hinein¬ 
gearbeitet werden, heißen Stollen, diese also Wafferstollen. Die Stollen, 
welche vom Fuße des Berges hineinführen, nennt man Erbstollen, höher 
gelegene — Tagstollen; sind sie zur Erschürfung, d. i. Entdeckung neuer 
Erzgänge bestimmt, so heißen sie Suchstollen. 
Viel Noth haben die Bergleute auch von der Luft; um die unreine 
herauszuschaffen und frische hineinzuleiten, werden Wetterstollen angelegt, 
oder Wetterschachte, auch wohl Wetterlotten, d. i. viereckige, brettcrne 
Kanäle. Wetter — Lust. Unreine Dünste nennt der Bergmann Schwa¬ 
den; brennbare Luft — schlagende Wetter, die, wenn sie sich entzünden, 
viele Menschen tövten Können. 
Außer den Gefahren, welche den Bergleuten, die im dunklen Schooß 
der Erde bei ihren kleinen, am Gürtel befestigten Grubenlichtern arbeiten, 
vom Wasser und von der Luft drohen, ist eine nicht geringe das Einstürzen 
und Nachstürzen des untergrabenen Gesteines oder der Erde. Deßhalb ar¬ 
beiten sie so vorsichtig als möglich das Gestein los, bilden die Gruben oben 
gewölbt und lassen hin und wieder, wo es nöthig scheint, an den Seiten 
und in der Mitte Pfeiler (oder Bergfesten) stehen. Erwcis't sich dies noch 
nicht als ausreichend, so wird der Einsturz durch eine Verzimmerung aus 
Steinen, Ständern, Balken und Brettern verhütet. Aehnlich werden auch 
die Schachte, falls sie nicht durch festes Gestein gehen, verzimmert. 
Das von den Bergleuten losgeschlagene Erz und Gestein wird von an¬ 
dern Arbeitern auf Bahren, in zweiräderigen Karren, bretternen Schleppkasten
	        
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