Full text: Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus

VI 
Bei der Geographie ist weder der streng analytische, noch 
der streng synthetische Gang genommen. Allerdings ist der Gang 
von der Heimat ans der natürliche; aber die Synthesis ist doch 
nur scheinbar anschaulich, indem manche specielle Erscheinungen, 
selbst in der Heimat, ohne Kenntniß der ganzen Erde nicht ver¬ 
standen werden können, z. B. Tag- und Nachtlänge. Es ist des¬ 
halb hier ein analytisch-synthetischer Gang eingeschlagen. 
— Ferner ist mit der Geographie die Geschichte und Natur¬ 
kunde verbunden. Warum das? Zunächst wird niemand leug¬ 
nen, daß der gegenwärtige Zustand manches Landes uuv dann uns 
völlig klar wird', wenn wir die Begebenheiten kennen, welche den¬ 
selben veranlaßten, z. B. die Schweizer Verfassung, Wilhelm Teil. 
Sodann führen uns z. B. die großartigen Bauten Aegyptens, Py¬ 
ramiden , Obelisken rc., in die Vergangenheit zurück. So wird 
durch Geschichte die Geographie belebt. Aber auch Naturgeschichte 
und Geographie stehen tu Wechselbeziehung. Es ist z. B. nicht 
möglich, von der Wüste zu sprechen, ohne ans das Kameel als 
Wüstenschiff zu kommen, und wiederum ist die Lebensweise des 
Kamecls nur dann klar, wenn man die Wüste kennt. Mail wende 
nicht ein, daß durch diese Art der Behandlung der Zusamnlcnhang 
verloren gehe. Bei der Geographie zunächst geschieht dies dllrcbauö 
nicht, weil sie ja eben die leitende Basis bleibt. Die Naturgeschichte 
aber ist schon im Sommercnrsns geordnet vorgetragcll, weshalb 
hier immer ans das dort vorgekommene Systematische recnrriert 
werden kann. Die Geschichte des Vaterlandes sodann ist im Zn- 
sammeilhange dargestellt, und bei der allgemeinen Geschichte kömmt 
es in der Volksschule nur auf Einzelbilder an; die Universalhistorie 
alö Ganzes ist eben nicht ihre Aufgabe. Lumina: niemand wird 
leugnen, daß das Kind durch diese Methode zur klaren Weltan- 
sicht, zllr Weltkunde geführt wird; damit aber ists genug! Die 
Volksschule ist keine Ncalschulel 
Bei der geographischen Beschreibung ist weder einseitig der 
s. g. reinen physikalischeil oder nach alter Weise der trockllen 
politischen Geographie gehuldigt, noch sind bloß Charakter¬ 
bilder ohile Zusammenhang und Erschöpsnllg aufgestellt; 
viclnlchr werdeil bei jedem Lande dessen topographischen', phy¬ 
sikalischeil, ethnographischeil liub historischen Verhält¬ 
nisse ins Auge gefaßt, wie es der Standpunkt der jetzigen Päda¬ 
gogik verlangt. Hierdurch wird sowohl der physikalischen als auch 
der politischen Geographie Genüge geleistet, imb Charakterbilder 
reihen sich von selbst ein. 
Nachdem iit No. 101 bis 106 das Bild der ganzen Erde 
ciltworfen ist, werdeil nach einanbev Hannover, Deutschland 
und seine Vergangenheit *), die übrigen Länder der Erde 
*) Mit der deutschen Geschichte ist verbunden: I. die hannoversche Ge¬ 
schichte, und zwar ist diese nicht gleich bei Hannover gegeben, weil sie nur im
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.