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daheim und mögen sich reichlich an ihm erfreuen. Wo steckt er denn?
— Geht ihr zur Regenzeit an den Ufern dieser Gewässer, so merkt ihr
bald, was für ein fettes Erdreich da liegt; denn die Füße wollen euch
stecken bleiben, und an euren Schuhsohlen hängts dick von Thon und
Schlamm; und wie kräftig die Pferde des Bauern auch sind, sie können das
Erdreich nur mit Mühe überwältigen und bedürfen bald der Erholung. In
dürrer Zeit aber seht ihr die Knechte mit schweren Schlägeln auf das
Feld ziehen, um die Erdstücke zu zerschlagen, welche ha>t sind wie aus¬
gedörrter Thon und so nicht beackert werden können. Das alles ist nicht
angenehm! Auch die Dämme, welche das Land gegen die Wasserfluten
schützen, die Sihle (Oeffnungen in den Dämmen mit Thüren, die sich beim
Andränge des innern Masters öffnen, dagegen beim Andrag der Fluten
von außen verschließen) und die Gräben und Kanäle zur Entwässerung
des Bodens verursachen viele Mühe und Kosten. Aber dennoch ists schön
da! Schauet nur um euch! Wälder giebt es da freilich nicht viel;
aber wo sie sind, sieht man die mächtigen, dichtbelaubten Eichen und die
schlanken glattstämmigen Buchen; und das Nadelholz mag sich hier nicht
blicken lassen. — Und weiter! Sind nicht auf den Weiden die scheckigen
Rinder halb versteckt im dichten, kräftigen Grase? Haben sie sich nicht
schon um Frühstückszeit gelagert und wollen sich erst eine Weile verpusten
und können nicht mehr, so voll und rund haben sie sich geschmaust? —
Und nun die Felder gar! Klee und andere Futterkräuter stehen dunkel¬
grün vor Saftfülle und Ueppigkeit; die herrlichen Rappsaatfluren erfüllen
die Gegend mit ihrem süßen Honigdufte; durch die Kornfelder weiß daö
Häschen nicht recht einen Weg zu finden, denn Halm steht an Halm,
dick und stämmig und will sich nicht beugen vor dem ungebetenen Gaste;
schwer senken sich die Aehren mit dem goldenen Weizett, tmd Bvhnen-
und Erbsenäcker zeigen uns, was ein fruchtbarer Boden vermag. — Da
haben nun freilich viele Menschen Arbeit vollauf, aber auch sattsame Nah¬
rung, und so kommt es denn, daß hier Dorf an Dorf liegt, daß links
lind rechts und vor und hinter uns viele Kirchtürme herüberschauen und
blühende Städte an den Wassern erbaut sind. Auch die Gewässer selber
sind belebt, nicht nur von allerlei schmackhaften Fischen, sondern auch von
vielen Menschen, die der Schifffahrt und den» Handel nachgehen.
117. Die Landdrostei Osnabrück.
Sie bildet den südlichen Theil von Westhannover. Der Haupttheil
derselben ist daö Fürstenthum Osnabrück; westlich von ihm liegt die
Grafschaft Lin gen, von dieser westlich der Kreis'Emöbühren, von
dieser westlich die Grafschaft Bentheim, und nördlich von den letzten
drei Landschaften liegt das Herzogthum Aremberg-Meppen, in des¬
sen nördlichem Theile die Moorkolonie Papenburg liegt.
Non diesen Landschaften ist das Fürstenthum Osnabrück die frucht¬
barste. Sie hat im südlichen Theile Gebirgsboden, der sich in dem Kap¬
pel- und dem Jburger Gebirge am höchsten erhebt; ihr nördlicher Theil
dagegen ist eben. In diesem finden sich freilich auch Moore, aber nicht
kn beträchtlicher Ausdehnung. Bei der Menge kleiner Flüsse, unter welchen