Full text: Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus

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lien der Tod am 5. November 1584 ereilte. Um eitler Lust willen 
hatte er die verlassen, welche Gott ihm ans Herz gelegt hatte; nun en¬ 
dete er ohne Trost von Gott und Menschen in fremden Landen. 
151. Ernst der Bekenner. 
1. Zu den Glaubensheldcn der Reforraationszeit gehört auch 
Ernst der Bekenner, Herzog von Lüneburg. Sein Vater, Herzog 
Heinrich der Mittlere, war kein frommer Mann; dagegen hatte 
Ernst eine fromme Mutter, Margaretha, die Schwester von Kur¬ 
fürst Eriedrich dem Weisen. Er war geboren am 27. Junius 
1497 in dem später zum Schulhause umgewandelten Eürstenhofe 
zu Uelzen. Unter den Augen seiner Mutter wuchs er in Zucht 
und ehrbarer Sitte auf und kam dann, noch ein zarter Knabe, 
an den Hof seines Oheims, des Kurfürsten Friedrich. Von hier 
ging er unter der Aufsicht Spalatins 1512 auf die Universität zu 
Wittenberg. Dort horchte er mit Hingebung auf die Lehre Lu¬ 
thers, und die Worte dieses Mannes Gottes erfüllten seine ganze 
Seele. Hach fast sechsjährigem Aufenthalte zu Wittenberg ging 
er auf Besohl seines Vaters nach Paris; denn man meinte damals, 
die rechte Bildung könne nur an dem französischem Hofe erlernt 
werden. Im Jahre 1520 aber wurde er zurückgerufen, um in 
Gemeinschaft mit seinem älteren Bruder Otto die Regierung des 
Herzogthums Lüneburg zu übernehmen, da sein Vater sich der¬ 
selben begeben hatte. Otto trat im Jahre 1527 von der Regie¬ 
rung ganz zurück. 
2. Schon im dritten Jahre seiner Regierung begann Ernst 
nun, dem Evangelium im Lüneburgischen eine Heimat zu berei¬ 
ten. Bereits um Ostern 1524 bestand eine lutherische Gemeinde 
zu Celle; von hier aus bereitete sich die reine Lehre bald über 
die nächste Umgegend aus. Die Einwohner von Burgdorf waren 
ihr schon seit 152(5 ergehen. Somit war nächst dem Kurfürsten 
von Sachsen Herzog Ernst der erste deutsche Fürst, welcher in 
den Kirchen seines Landes die lutherische Lehre predigen liess. 
Mit freudigern und getrostem Muthe griff er das Werk an und 
liess nicht eher nach, bis er das Ziel errungen hatte. Da der 
Kaiser Karl V. den Evangelischen drohte, schlossen Kurfürst Jo¬ 
hann von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen 1526 ein 
Schutzbündnis mit einander, und der Kurfürst lud auch die nie¬ 
derdeutschen Fürsten zu diesem Bunde ein. Da zogen noch des¬ 
selben Jahres Herzog Ernst und sein achtzehnjähriger Bruder 
Franz in Gemeinschaft des Herzogs Philipp von Grubenhagen gen 
Magdeburg und traten dem Bündnis bei. Im folgenden Jahre 
versammelte Ernst die Landstände zu einem Landtage nach Schar- 
nebeck; dort wurde beschlossen, die evangelische Lehre im Her¬ 
zogthum Lüneburg mit allen Kräften zu fördern. Als er dann 
noch im Sommer dieses Jahres mit Dr. Luther in Torgau zusam¬ 
mentraf, verabredete er mit demselben, wie die Kirche des Lan-
	        
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