Object: Allgemeines Lesebuch für den Bürger und Landmann

465 
che auf diese Art des Morgens gewisse Bücher auf¬ 
schlugen und voraus sehen wollten, was ihnen des Ta¬ 
ges über begegnen würde. Ist cs nicht ein schändli¬ 
ches und sträfliches Unternehmen, Wabrsagcrey gleich 
den Heiden zu treiben und noch dazu Gottes Wort da- 
bey zu entheiligen? Einige Arten der Strafen sind 
schon mit diesem Aberglauben verbunden. Denn die, 
welche ihn treiben, martern sich oft selbst mit unnö- 
thiger Furcht, wenn sie etwas Betrübtes aufschlagen; 
sie verblenden sich mit eitlen Hoffnungen, wenn sie et¬ 
was Erfreuliches beym Aufschlagen des Buches antref¬ 
fen ; sie erwarten etwas von Gott, dazu er keine Ver- 
heissungcn gegeben hat; sie gehören unter die, welche 
Gott versuchen. Welch eine schwere Sünde! Präge dir 
lieber an jedem Morgen bey deinem Gebet einen lehr¬ 
reichen Spruch in dein Gedachtniß; denke den Tag 
über daran und übe jede Tugend mit allem Ernste aus, 
dazu er dich erweckt : so wirst du dir einen grossen 
Schatz von guter Erkenntniß aus Gottes Wort samm' 
Icu und immer frömmer und glückseliger werden. 
XXV. Allgemeines Verwahrungsmittel gegen 
den Aberglauben. 
Wollt ihr wissen , ob etwas Aberglaube oder Wahr- 
l heit sey; so müßt 'ihr stets darauf sehen, ob eine 
. Handlung oder eine Sache diejenige Wirkung bervor- 
j brinden könne, die man ihr zuschreibt. Kann sie dic- 
1 je Wirkung hervorbringen: so ist es Wahrheit; kann 
ffsie aber diese Wirkung nicht bervorbringen: so ist es 
8Aberglauben. Manche abergläubische Meinungen sind 
naus List, manche in guter Meinung ausgedacht wor¬ 
den, und man sieht gleich, daß die Handlungen, die 
G g sie
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.