fullscreen: Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte (Teil 1)

Julius Cäsar. 
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toren an Coriolan ab. Ohne elwas bei ihm ausgerichtet zu haben, 
kehrten sie zurück. Darauf machten sich die Freunde Coriolans auf 
und baten ihn in beweglichen Worten: „Laß' ab von der Belagerung! 
Stürz' uns nicht ins Unglück!" Auch das half nichts. Es erschienen 
die Priester und beschworen ihn im Namen der Götter, von seinem 
Vorhaben abzulassen. Auch ihnen sagte er „Nein". Da machte sich 
endlich ein Zug würdiger Frauen auf, an der Spitze desselben schritten 
die Mutter Coriolans, Veturia, und seine tugendsame Gemahlin 
Volumnia. Was die Männer nicht erreicht hatten, gelang ihnen, haupt¬ 
sächlich den ernsten Bitten der Mutter, die von glühender Vaterlands¬ 
liebe erfüllt war. Auch Vorwürfe ersparte sie ihm nicht. „Am här¬ 
testen trifft uns deine Wut. Wer auch gewinnen mag, wir sind auf 
jeden Fall elend. Entweder führt man dich wie einen Abtrünnigen, 
Fremden, in Ketten durch die Straßen, oder du trittst im Triumph 
des Vaterlands verwüsteten Boden und trägst die Siegespalme, weil 
du kühn vergossest das Blut von Frau und Kind. Ich will das 
Schicksal nicht erwarten, noch den Schluß des Krieges. Kann ich dich 
nicht bewegen zum Frieden, so sollst du, ehe du zum Sturm auf deine 
Vaterstadt dich anschickst, deiner Mutter Leib zertreten!" Da rief 
Coriolan in tiefer Herzensqual aus: „Mutter, du hast mich überwunden, 
Rom hast du gerettet, aber dein Sohn ist verloren. Nach Rom kehre 
ich nie mehr zurück. Behalte statt meiner das Vaterland." 
Am folgenden Tage führte Coriolan das stattliche Heer zurück 
ins Volskerland. Ohne Freude wurde er empfangen. Die Volsker 
hatten schon fest auf die Einnahme Roms gerechnet. Nun glaubten 
sie sich von Coriolan betrogen und verraten, und aus Rache erschlugen 
sie ihn. 
Julius Cäsar. 
Rom war zuerst von Königen beherrscht worden. Als einige 
dieser Herrscher durch Ungerechtigkeit die Liebe des Volkes verloren 
hatten, war dieses zur Gründung eines Freistaates (Republik) ge¬ 
schritten. Die Männer, welche an der Spitze der Republik standen, 
hießen Konsuln. Die ersten Zeiten der Republik zeichneten sich durch 
Einfachheit der Sitten und kraftvolles, entschlossenes Handeln aus. 
Allmählich aber ging es mit der ernsten, stolzen Römertugend bergab. 
Weichliches, üppiges Leben trat an Stelle der früheren Einfachheit, 
Ehrlichkeit machte der Unehrlichkeit Platz. Die Besseren im römischen 
Reich sehnten sich nach einem großen Mann, der fähig wäre, Ordnung 
und Recht wieder herzustellen. Ein solcher schien gekommen in Cajus
	        
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