Full text: Neuer deutscher Kinderfreund

218 
ihr Erfinder weder Dank noch Lohn; vielmehr büßte er im ei¬ 
frigen Betriebe seiner Kunst sein ganzes Lebensglück ein, ward 
noch bei seinen Lebzeiten vergessen und erst die dankbarere Nach¬ 
welt mußte ihm die Ehre der Erfindung retten. 
Johann Guttenberg, im Jahre 1397 zu Mainz ge¬ 
boren, war durch die Holzschneidekunst, welche damals, insbe¬ 
sondere zur Verbreitung von Heiligenbildern, sehr stark betrieben 
wurde, auf den Versuch gekommen, einzelne bewegliche Buch¬ 
staben in Holz zu schneiden, welche eben davon, weil er sich 
dazu buchener Stäbe bediente, ihren Namen haben. Im Jahre 
1436 machte er damit seinen ersten, freilich sehr unvollkomm- 
nen Druckversuch. Allein da auf diese Act die Verfertigung der 
Buchstaben nicht nur sehr mühsam war, sondern diese auch sehr 
ungleich ausfielen, und, weil sie nicht genau zusammengefügt und 
deshalb nicht gleichmäßig geschwärzt werden konnten, nach voll¬ 
brachtem Druck oft mit der Feder ergänzt werden mußten: so 
verfiel er durch Nachdenken auf den Gebrauch von metallenen 
Buchstaben. Seine ersten Versuche hatten ihm jedoch schon zu 
viel gekostet, als daß er ein so kostspieliges Unternehmen aus 
eigenen Mitteln hätte bewerkstelligen können. Er trat daher 
mit einem reichen Goldschmidt, Johann Fust oder Faust, 
in Verbindung. Aber auch mit diesem Verfahren waren noch 
große Schwierigkeiten verbunden; denn immer noch blieb der 
Druck, weil jeder Buchstabe einzeln ausgeschnitten werden mußte, 
sehr ungleich; das Metall, welches man zu den Buchstaben 
nahm, war entweder zu weich, und hatte daher nicht die nö¬ 
thige Festigkeit, oder zu hart und durchlöcherte das Papier; die 
Tinte endlich, deren man sich anfangs zum Schwärzen bediente, 
vertheilte sich nicht gleichmäßig und hatte nicht genug Haltbar¬ 
keit. Dennoch wurde Guttenberg nicht müde, neue Versuche 
zu machen, bis endlich seine Mittel ganz erschöpft waren, und 
eben, als mit Beihülfe eines G/istlichen, Namens Peter 
Schäfer oder Schöffer, der ein sehr fähiger Kopf war und 
sich lange in Paris als Bücherabschreiber genährt hatte, durch 
Erfindung der Schriftgießerei und der Buchdruckerschwärze, 
die letzten Schritte zur Vollendung der Kunst gethan werden 
sollten, gerieth er mit seinem Gehülfen Fust in einen Rechts- 
Handel, in besten Folge er alle seine Lettern (gegosteneBuchsta- 
ben) und übrigen Geräthschaften an Fust zum Ersatz für besten 
ansehnliche Geldvorschüste abtreten mußte und von der fernern 
Theilnahme an der sich nun erst lohnenden Kunst ausgeschlos¬ 
sen ward. Von dem Kurfürsten von Mainz erhielt der große 
Erfinder von nun an einen geringen Gnadengehalt und kam so
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.