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ihr Erfinder weder Dank noch Lohn; vielmehr büßte er im ei¬
frigen Betriebe seiner Kunst sein ganzes Lebensglück ein, ward
noch bei seinen Lebzeiten vergessen und erst die dankbarere Nach¬
welt mußte ihm die Ehre der Erfindung retten.
Johann Guttenberg, im Jahre 1397 zu Mainz ge¬
boren, war durch die Holzschneidekunst, welche damals, insbe¬
sondere zur Verbreitung von Heiligenbildern, sehr stark betrieben
wurde, auf den Versuch gekommen, einzelne bewegliche Buch¬
staben in Holz zu schneiden, welche eben davon, weil er sich
dazu buchener Stäbe bediente, ihren Namen haben. Im Jahre
1436 machte er damit seinen ersten, freilich sehr unvollkomm-
nen Druckversuch. Allein da auf diese Act die Verfertigung der
Buchstaben nicht nur sehr mühsam war, sondern diese auch sehr
ungleich ausfielen, und, weil sie nicht genau zusammengefügt und
deshalb nicht gleichmäßig geschwärzt werden konnten, nach voll¬
brachtem Druck oft mit der Feder ergänzt werden mußten: so
verfiel er durch Nachdenken auf den Gebrauch von metallenen
Buchstaben. Seine ersten Versuche hatten ihm jedoch schon zu
viel gekostet, als daß er ein so kostspieliges Unternehmen aus
eigenen Mitteln hätte bewerkstelligen können. Er trat daher
mit einem reichen Goldschmidt, Johann Fust oder Faust,
in Verbindung. Aber auch mit diesem Verfahren waren noch
große Schwierigkeiten verbunden; denn immer noch blieb der
Druck, weil jeder Buchstabe einzeln ausgeschnitten werden mußte,
sehr ungleich; das Metall, welches man zu den Buchstaben
nahm, war entweder zu weich, und hatte daher nicht die nö¬
thige Festigkeit, oder zu hart und durchlöcherte das Papier; die
Tinte endlich, deren man sich anfangs zum Schwärzen bediente,
vertheilte sich nicht gleichmäßig und hatte nicht genug Haltbar¬
keit. Dennoch wurde Guttenberg nicht müde, neue Versuche
zu machen, bis endlich seine Mittel ganz erschöpft waren, und
eben, als mit Beihülfe eines G/istlichen, Namens Peter
Schäfer oder Schöffer, der ein sehr fähiger Kopf war und
sich lange in Paris als Bücherabschreiber genährt hatte, durch
Erfindung der Schriftgießerei und der Buchdruckerschwärze,
die letzten Schritte zur Vollendung der Kunst gethan werden
sollten, gerieth er mit seinem Gehülfen Fust in einen Rechts-
Handel, in besten Folge er alle seine Lettern (gegosteneBuchsta-
ben) und übrigen Geräthschaften an Fust zum Ersatz für besten
ansehnliche Geldvorschüste abtreten mußte und von der fernern
Theilnahme an der sich nun erst lohnenden Kunst ausgeschlos¬
sen ward. Von dem Kurfürsten von Mainz erhielt der große
Erfinder von nun an einen geringen Gnadengehalt und kam so