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Jemand Einhalt gethan hatte, geführt wurden. Maximilian,
ein wahrhaft edler und großer Fürst, machte ihm durch weife
Gesetze und kräftige Handhabung derselben ein Ende. Auch
ward er durch die erste Begründung des Postwesens der
Wohlthäter Deutschlands.
Die größte Macht in Europa bildete wahrend des Mittel-
alters das Pabstthum. Durch Schenkungen der fränkischen
Könige und der römisch-deutschen Kaiser hatten die Pabste
nach und nach ein ziemlich großes Gebiet um die Stadt Rom
her erlangt, welches noch heut zu Tage der Kirchenstaat
heißt. Allein nicht darauf sowohl beruhte ihre Macht als viel¬
mehr auf der Anhänglichkeit der Völker, welche in dem Pabste
den sichtbaren Statthalter Christi verehrten, dessen Aussprüchen,
die sie für untrüglich hielten, sie sich unbedingt unterwarfen.
Dadurch bekamen sie einen so großen Einstuß auf alle weltliche
Angelegenheiten, daß selbst die mächtigsten Fürsten ihrem Wil¬
len gehorchen mußten. Den höchsten Gipfel erreichte das päbst-
liche Ansehen unter Gregor VII. und dessen Nachfolgern. Der
erstere nöthigte sogar den römischen Kaiser, drei Tage im Schlo߬
hofe zu Canossa zu stehen, bevor er ihm erlaubte, vor ihm
zu erscheinen, um ihm den Pantoffel zu küssen. — Die ge-
fürchtetsten Zuchtmittel des Papstes waren Bann und Jn-
terdict; mit jenem wurden Personen, mit diesem Lander und
Städte belegt; beide bestanden in völliger Ausschließung von
allen Handlungen und Wohlthaten der Kirche; um sich davon
zu befreien, wurden die größten Opfer gebracht. — Was die
Papste damals vermochten, davon liefern die Kreuzzüge einen
sehr glanzenden Beweis. Um nehmlich das heilige Land, Pa¬
lästina, aus den Handen der Muhamedaner, welche die dahin
wallenden Pilger hart bedrückten, zu befreien, wurden auf An¬
stiften der Pabste vom Jahre 1095 an in einem Zeitraume
von beinahe 200 Jahren von vielen europäischen Fürsten äußerst
-kostspielige und meistens sehr unglückliche Unternehmungen ge¬
macht. Die Schwärmerei ging damals so weit, daß sich sogar
ein Heer von 100,000 Kindern ausmachte, um Palästina zu
erobern, die aber freilich nicht einmal die Grenze des gelobten
Landes erreichten. Palästina blieb ungeachtet der größten An¬
strengungen in der Gewalt der Ungläubigen. Dennoch brach¬
ten diese Züge bedeutenden, freilich dabei nicht beabsichtigten,
Gewinn. Durch die Bekanntschaft mit dem Morgenlande er¬
wachte ein regeres Leben in Gewerben, Handel, Kunst und
Wissenschaft, die Städte hoben sich und die Morgenröthe einer