Full text: Lesestücke für die beiden oberen Abtheilungen der Volksschulen

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merkwürdiger sind die Selbstentzündungen von Menschen 
und Thieren, welche, besonders was die erstern betrifft, 
wohl größtenteils die Folge übermäßigen Genusses geisti¬ 
ger Getränke sind. '/Eine dänische Frau," erzählt Hell¬ 
muth in seiner Volksnaturlehre, "welche sich dem Trunk 
ergeben hatte, und wenige Speise zu sich nahm, setzte sich 
eines Abends im trunkenen Zustande auf einen Rohrstuhl, 
um ihren Rausch zu verschlafen. Am andern Morgen 
erblickte man voll Entsetzen nur ihren Hirnschädel, die 
äußersten Gelenke ihrer Finger und einen Aschenbaufen." — 
Mittelbar wird die Wärme erregt, wenn ein Körper in 
Berührung mit einem andern wärmeren Körper kommt, 
und Wärmestoffe von diesem zu jenem überströmt. Das 
nennt man die Wärmeleitung. Unter den Körpern gibt 
es gute und schlechte Wärmeleiter. Gute Wärmeleiter sind 
solche, welche die Wärme leicht annehmen und sie in sich 
schnell fortpflanzen. Darunter gehören alle Metalle und 
unter ihnen ganz vorzüglich das Eisen und das Silber. 
Schlechte Wärmeleiter hingegen sind solche, welche sich 
nicht leicht erwärmen lassen und keine große Erregbarkeit 
des Wärmestoffs besitzen. Dazu rechnet man die meisten 
Stoffe aus dem Pflanzen- und Thierreiche, besonders Holz, 
Kork, Stroh, Moos, Baumwolle, Seide, Federn, Horn, 
Fett, Haare, Wolle, Pelz u. m. a. In demselben Ver¬ 
hältnisse aber, als ein Gegenstand ein guter Wärmeleiter 
ist, ist er ein schlechter Wärmehalter, d. h. je schneller ein 
Körper die Wärme sich mittheilen läßt und in sich ver-- 
breitet, desto weniger ist er fähig, die Wärme zusammenzu¬ 
halten, und umgekehrt, je schwerer ein Körper die Wärme 
annimmt und sie fortleitet, desto langsamer erkaltet er auch 
und läßt er die Wärme entschlüpfen. Daher kommt es, 
daß der Schnee, der ein ganz schlechter Wärmeleiter ist, 
die Saaten und die Blüthenknospen so warm bedeckt und 
bei erstarrten und halberfrornen Menschen die fast erstor¬ 
benen Lebensfunken wieder anzufachen vermag, und daß 
wir zu unserer Winterkleidung am liebsten solche Stoffe 
wählen, die an sich die wenigste Erregbarkeit und dem 
geringsten Wärmestoff, wie z. B. Pelz, Schafwolle u. dgl. 
m. besitzen. Stroh , Holz und Lehm sind weit schlechtere 
Wärmeleiter, als Steine und Kalk, woraus es zu er¬ 
klären ist, daß es in Lehmhütten und unter Strohdächern
	        
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