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hängt welk und traurig herab. Diese Zeit ist der wahre Winter für die Ge¬
wächse. Die Menschen aber zerfließen den Tag über in Schweiß und sind ver¬
drossen zu aller Arbeit. Zum Glücke können sie sich des Abends wieder erho¬
len; denn schon gegen fünf oder sechs.Uhr wird es merklich kühl. Jetzt erst
werden in den Städten die Straßen lebhafter; zuerst erscheint das geschäftige
Volk und nach Sonnenuntergang schlüpfen auch die Vornehmen aus ihren
Häusern. Immer größer wird nun das Gewühl und das Getümmel. Die
Frauenzimmer sitzen leicht gekleidet auf den Ballons vor den Fenstern und
genießen die Abendkühle. Die ganze Nacht hindurch, bis wieder die Sonne
aufgeht, hört man auf den Straßen Guitarren und Gesang. — Die schwülste
Tageshitze hingegen wird beinahe allgemein verschlafen.
Wie ist es dann nun aber in den Wintermonaten, wenn tiefer Schnee
bei uns das Land bedeckt? Schnee und Eis sind da eine große Seltenheit;
und fallen ja einige Flocken, so werden sie gleich wieder zu Wasser. Dessenun¬
geachtet aber sind mir unsere deutschen Winter lieber; denn da hat man doch
oft Monate lang schönes, helles Wetter; in Portugal hingegen regnet es bei¬
nahe beständig. Die ersten Herbstregen auf das ausgebrannte Land wollte ich
mir zwar gefallen lassen; denn ihr glaubt nicht, was sie für Wirkung thun.
Erst erscheinen auf diese Regen die letzten Herbstblumen, wie z. B. die Zeit¬
losen, die Herbstlevkojen und andere; beinahe unmittelbar darauf folgen aber
auch schon die Frühlingspflanzen. Ein fast unmerklicher Raum trennt Herbst
und Frühling. Das junge Gras, das Laub sproßt hervor und macht den Ok¬
tober zu einem der angenehmsten Monate im Jahre. Im Februar oder März
hat das Korn schon Aehrcn. Im März ißt man schon Zuckererbsen und Boh¬
nen. Die Regengüffe sind hingegen oft auch fürchterlich, und das Wasser stürzt
mit ungeheurer Gewalt aus den Wolken. Die Straßen in den hochgelegenen
Theilen der Städte werden dann zu wilden Strömen, die in den niedern Ge¬
genden Alles überschwemmen und mit Schutt und Koth bedecken. In manchen
Wintern regnet es unaufhörlich oder setzt doch wenig aus, und dann bleibt der
Himmel nebelig. Nur selten klärt sich das Wetter völlig auf, und dann friert
es ein wenig. Die Regen sind bisweilen ziemlich kalt, und alsdann ist das
Schlimmste, daß man beinahe in keinem Hause einen Ofen oder ein Kamin
findet. Die Portugiesen verwahren sich bloß durch warme Kleidung gegen die
Kälte.
. Ein so warmes Land, wie Portugal, trägt, wie ihr leicht denken könnt,
eine Menge schöne Früchte, für welche unser Klima in Deutschland zu kalt ist.
Von der Art sind die Citronen, Pomeranzen (Apfelsinen), Feigen, Mandeln,
Kastanien, Oliven, Johannisbrod, Reiß. Dabei gibt es aber auch, wie bei
uns, Aepfel und Birnen, Pflaumen, Roggen und Weizen. — In manchen
Gegenden sieht man ganze Pomeranzeuwälber, und die Pomeranzenbäume
werden oft so groß, daß einer über 2000 Stück Orangen trägt. Oft sind diese
edlen Früchte in den Provinzen so wohlfeil, daß das Stück für einen Pfennig
verkauft wird. — Schon im Monate Februar bricht man einen Theil zum