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dem todten Meere.vereinigt, dem traurigsten aller Gewässer; denn
an seinen Usern grünt keine Pflanze, und in ihn, lebt kein Fisch und
kein anderes Thier.
Palästina, ursprünglich das Land Canaan genannt, war in frü-
hern Zeiten ein höchst fruchtbares Land; jetzt ist es nicht mehr so.
Das Land ist weniger wasserreich geworden, und zählt viele unfrucht¬
bare, steinige Landstriche. Freilich ist es jetzt auch bei weitem we¬
niger bewohnt, als früher, es fehlt die thätige, fleißige Hazid, die
auch dem rauhen und verwilderten Boden Frucht abzugewinnen weiß.
Heutigen Tages macht das Land auf den Reisenden einen sehr trüben
Eindruck; es ist, als ob der Herr von dem einst so fruchtbaren, herr¬
lichen Lande seine segnende Hand abgezogen hätte. Das Land brachte
und bringt hervor: Weizen, Gerste, Reiß, Linsen, Bohnen,
Kümmel, Flachs, Baumwolle; der Balsamstrauch giebt seinen
Saft; Myrrhenbäume, Terebinten, Eichen, Fohren, Zak-
kumbäume, welche ein heilsames Öl liefern, Cy pressen, Johan-
nisbrodbäume, Granaten, Ölbäume, wilde Feigenbäume,
so wie solcke, die edle Feigen geben, finden sich, wie zu alter Zeit,
noch heutigen Tages; der Weinftock giebt noch seine süßen Trauben,
Palmen und fiebern geben noch Schatten. Eben so sind noch heu¬
tigen Tages die Heuschrecken eine Plage Syriens; die Bienen
schwärmen noch über die Blumen dahin; Schlangen schlüpfen durcb
das Gesträuch; die Nachtigall nistet am Jordan; das bräunliche
Rebhuhn, die Wachtel und die Feldlerche wohnen friedlich in
den Feldern Galiläas, die Taube in den Olivenwäldern Beth¬
lehems. Löwen werden jetzt kaum mehr gefunden, wohl aber Bä¬
ren, Pani her, Füchse und Schakals; der schnellfüßige Hirsch,
die schlanke Gazelle und der stattliche Damhirsch weiden in den
Wäldern, an den Gebirgen; Kameele durchstreifen mit ihren Reitern
oder Führern die Ebenen; die Esel tragen ihre Last; auch das edle
Roß ist nicht selten. Rinder, Ziegen und Schafe giebt es noch
heute, freilich nicht in der Menge, wie früher, wo sie den Reichthum
der Erzväter und ihrer Nachkommen bildeten.
Das in alter Zeit so herrliche und üppige Land, von dem es hieß:
„es fließt Milch und Honig darin," war anfangs durchs Loos unter
die zwölf Stämme Israels vertheilt. Zur -Zeit des Heilandes war
das'ganze Land eingetheilt in Galiläa, Samaria, Judäa und
teräa. Die bekanntesten Städte waren in Galiläa: Bethsäida,
apharnaum, Nazareth und Cana — in Samaria: Sama-
m, Sichern und Jezrahel — in Peräa: Bethania — und in
Judäa: Jerusalem, Bethel, Emmaus, Gaza, Jaffa (Joppe),
Jericho, Silo und Bethlehem.
Vorn O l b e r g aus genießt man eine schöne Aussicht auf die Stadt
Jerusalem, welche zu Jesu Zeiten in ihrer größten Pracht und Herr¬
lichkeit dastand, und von 150,000, an hohen Festen bei dem ungeheuren
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