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können uns nicht geben, was wir brauchen; können von UNS
nicht wegschieben, was uns drückt; können den Schmerz nicht
lindern. Viertens regt sich in uns das Zutrauen auf den,
von dem wir glauben, daß er helfen könne und wolle. Fünf¬
tens tragen wir unser Elend und unsere Sehnsucht nach
Hülfe diesem mächtigen und liebevollen Wesen vor.
Die Eigenschaften eines vollkommenen Gebetes sind fol¬
gender
1) Muß es mit lebendigem Glauben an Gott unsern
Vater, mit herzlichem Vertrauen aufJesus Christus unsern
Herrn verrichtet werden. Wir sollen im Namen Jesu beten.
Wir sollen als Jünger Jesu beten, die an Gott einen Vater,
und an Jesüs Christus einen Fürsprecher beim Vater im Him¬
mel haben. Der alles geben kann, hat gesagt: „bittet, und
eö wird euch gegeben werden." Der alles öffnen kann, hat
gesagt: „Klopfet an, und eö wird euch aufgethan werden."
Der alles weiß und alles vermag, hat gesagt: suchet und ihr
werdet finden."
2) Muß das Gebet mit reiner Seele und edler Freiheit
der Kinder Gottes verrichtet werden. Thun müssen wir, was
Gott gefällig ist: dann wird auch Er uns geben, um was
wir flehen und was uns heilsam ist. Mit Kinderfreiheit
dürfen wir vor unserm Vater erscheinen, wenn wir mit Kin¬
dertreue seine Gebote beobachten, und freimüthig sagen: Va¬
ter, das fehlt mir, das brauche ich!
3) Muß das Gebet mit Demuth und Ehrerbietung ver¬
richtet werden. Wer sich erhöht, entfernt sich von Gott.
Wer sich erniedrigt, zu dem naht sich Gott. Nur der Demü¬
thige kann beten, wie er soll; nur der Demüthige kann er¬
hört werden; nur der Demüthige kann am reichsten gesegnet
werden, weil er des Segens am fähigsten ist. Vor dem Aller¬
höchsten ohne Demuth erscheinen, bittweise und ohne Demuth
erscheinen, bitten und stolz seyn, betteln und prahlen, das
ist der elendeste Zustand eines Menschen.
4) Muß das Gebet mit Inbrunst und Herzensfreudigkeit
verrichtet werden. Gott ist die Liebe. Dieser Gedanke soll
den Betenden immer ermuntern und zur Freude erwecken.
Jesus Christus hat sich für mich dem Vater geopfert. Die-