Erster Abschnitt. Das Zeitalter Friedrichs II. des Großen.
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So behauptete der Staat der Habsburger in dem furchtbaren
Kriege, der seinen ganzen Bestand bedrohte, seine Stellung unter den
europäischen Großmächten. Auch das Kaisertum, worauf seine Vorherr-
schast in Deutschland beruhte, fiel nach dem Tode des Wittelsbachers wieder an
Osterreich. Zum Nachfolger Karls VII. wurde nämlich der Gemahl Maria
Theresias gewählt; er regierte als Franz I. von 1745—1765.
3. Der dritte Schlesische oder der Siebenjährige Krieg. 1756
a) Rüstungen und Bündnisse. Maria Theresia und Friedrich dachten ^3
zunächst an keinen neuen Krieg, benutzten aber in gleicher Weise die
Friedenszeit, um ihre Staaten zu kräftigen und besonders das Heerwesen
zu verbessern. Den größten Haß erregte das aufstrebende Preußen in
Rußland, dessen Beherrscherin Elisabeth, eine Tochter Peters des
Großen, von Friedrich durch bittere Spottreden gekränkt worden war.
Schon im Jahre 1746 schloß Rußland ein Bündnis mit Österreich gegen
Preußen, dem auch Sachsen im geheimen beitrat.
Den Anstoß aber zu einer festen Verbindung der europäischen Mächte
gab der Kolonialkrieg, welcher in Nordamerika zwischen Frankreich und
England ausbrach (1755) und fast so lange wie der dritte Schlesische Krieg
gedauert hat1. England, mit dem deutschen Hannover unter einem Zepter
vereinigt (S. 224), schloß ein Bündnis mit Preußen; Frank-
reich, das Jahrhunderte hindurch das Haus Habsburg bekämpft hatte,
wußte der gewandte Staatsmann Kaunitz für Österreich zu ge-
Winnen (1756). Der förmliche Beitritt Rußlands zu dem französisch-
österreichischen Bündnisse erfolgte zu Anfang des nächsten Jahres, als der
Krieg bereits begonnen hatte. Elisabeth meinte: „Dieser Bösewicht (Fried¬
rich II.) soll nicht lange mehr regieren." Auch das Deutsche Reich
und Schweden traten bald nachher auf die Seite Maria Theresias.
Sachsen, dessen leitender Minister, der Graf Brühl, unaufhörlich zum
Kriege gegen Preußen getrieben hatte, vollzog nach dem plötzlichen Einfall
Friedrichs in fein Gebiet (f. unten) den offenen Anschluß an Österreich,
b) Die wichtigsten Begebenheiten des Krieges.
Das Jahr 1756. Lobosih und Pirna. Friedrich war von den
Plänen seiner Gegner unterrichtet. Deshalb wartete er nicht, bis er in
1 Es handelte sich um den Besitz des mittleren Teiles von Nord-
amerika, der heutigen Vereinigten Staaten. Die Franzosen hatten Kolonien
am unteren Mississippi und am Lorenzstrom. Als sie zwischen diesen eine Ver-
bindung herzustellen suchten, stießen sie mit den englischen Kolonisten zusammen,
die von der Küste des Atlantischen Ozeans her nach dem Innern sich ausbreiteten
(vgl. S. 144). — Um dieselbe Zeit begründete Robert Clive (spr. Kleiw) die eng-
lische Herrschaft in Ostindien..