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Theodotus, ein Christ zu Smyrna in Asien, wurde seines
Glaubens wegen von dem Statthalter auf die Folter gespannt und
schrecklich gemartert. Da redete ihm der Statthalter zu, seinen
Glauben zu tzerläugnen, indem er die Schmerzen der Folter nicht
ertragen könne. Theodotus aber erwiederte: „Du irrest! Siehe
vielmehr auf bessern Gehorsam deiner Diener; denn diese ermatten
schon. Erfinde neue Marter, um mich zu erproben ; oder vielmehr
erkenne den Muth, welchen mir Jesus Christus gibt, und der mich
dich verachten läßt als einen feilen Sklaven, dich und deinen Kaiser
mit dir!" Als ihm der grausame Statthalter die Kinnladen und
die Zähne mit Steinen zerschlagen ließ, rief ihm Theodotus zu:
„Magst du mir auch noch die Zunge ausschneiden lassen, Gott hört
auch das Schweigen seiner Diener!" Nach großen Leiden wurde er
enthauptet im Jahre 303. — Der Diakon Vincenz zu Saragossa
in Spanien wurde von den Folterknechten, die man durch Schläge
zu größerer Grausamkeit reizte, schrecklich gefoltert und dann auf
einem glühenden Roste langsam geröstet. Aber der Heilige schwieg.
Nun trat der Statthalter zu dem Märtyrer und sprach die höhnen¬
den Worte: „Nun, Vincenz, wie geht es? Wie befindest du dich und
wo bist du fetzt mit deinem jammervollen Körper?" Mit der Ruhe
eines Engels erwiederte ihm Vincenz: „Mein Geist schwebt bereits
in höheren Welten; auf diese niedere Welt, auf dich und alle deine
Martern sehe ich mit Stolz und Freude herab." Der Statthalter
kam dadurch zur Ueberzeugung, daß eine überirdische Kraft in Vin-
cen; wohne, fühlte fich überwunden und ließ den mit Blut über¬
laufenen Märtyrer in ein gräßliches Gefängniß werfen, wo er sanft
im Herrn entschlief am 22. Januar 304. — Erschütternd sind die
Worte, welche ein Märtyrer auf dem Richtplatze zu den umstehenden
Heiden gesprochen, die ihn und seine Leidensgefährten scharf in's
Gesicht faßten. „Merkt euch unsere Züge ja recht genau, damit ihr
uns bei jenem Gerichte, welches nach allen menschlichen Gerichten
kommt, wieder erkennen möget!" HePp.
12. Dev Martyvtod des heiligen Bonifacius.
Was dem jugendlichen Manne nicht gelungen, das wollte nun
der Greis vollenden, die Bekehrung Frieslands. Was Bo¬
nifacius noch in Deutschland that, war Vorbereitung zu diesem
Werke. Er übertrug dem Lullus, seinem eifrigsten und tüchtigsten
Schüler, die Verwaltung des Bisthums Main; und verwendete fich
mit warmem Eifer bei dem König Pipin für seine Schüler und Mit¬
arbeiter, damit sie nach seinem Tode nicht verlassen werden, sondern
sich des königlichen Schutzes zu erfreuen haben. In der Ahnung,
daß er für die Bekehrung der Friesen sein eigenes Leben zum Opfer
bringen werde, besuchte er nochmals die Kirchen in Thüringen und
den übrigen deutschen Provinzen, in welche er das Licht des Evan¬
geliums getragen, und berief ein Concil nach Mainz, auf welchem