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den er besonders liebte, starb, weinte er so, als ob er den Bruder
oder den liebsten Sohn verloren. Er ließ ihm eine goldene Grab¬
schrift auf Marmor setzen, viele Messen lesen und Almosen aus¬
theilen, nicht als ob er zweifele, daß Hadrians Seele in der seligen
Ruhestätte wohne, sondern damit er seine Treue und Liebe gegen
einen geliebten Freund beweise. — So steht denn Karl in der Ge¬
schichte der Welt und insbesondere der christlichen Kirche da als eine
große, ehrwürdige und zugleich herzgewinnende Gestalt, groß als
Feldherr, Gesetzgeber, Beförderer der Wissenschaften und Künste,
ehrwürdig als frommer, christlicher Kaiser, herzgewinnend durch
einfache Sitten, durch seine Milde und Liebe gegen Arme, gegen
seine Familie und seine Freunde. H e p p.
14. Der heilige Stephanus, König von Ungarn.
Das schöne und fruchtbare Ungarn war bis gegen die Mitte des
zehnten Jahrhunderts von Heiden bewohnt. Von da an warf das Licht
des christlichen Glaubens seine Strahlen auch über dieses Land. Christ¬
liche Glaubensboten kamen und predigten den Gekreuzigten. Mehrere
tausend Ungarn und unter ihnen Geisa, der Herzog des Landes,
ließen sich taufen. Der größere Theil des Volkes aber betete noch die
Götzen an und selbst die zu Christus Bekehrten thaten nicht vollständig
allen heidnischen Aberglauben von sich. Erst Geisa's Sohn und Un¬
garns erster König, der tapfere und fromme Stephan, führte das
ganze Volk zum Glauben an Christus und befestigte die christliche
Kirche in seinem Reiche. Er ist der Apostel Ungarns.
Geboren 977 zu Gran, der damaligen Hauptstadt Ungarns,
folgte Stephan seinem Vater im Jahr 997 in der Regierung. Bei
diesem Thronwechsel empörten sich die zahlreichen Heiden des Landes
gegen ihren christlichen Herrscher; allein Stephan, obgleich erst
zwanzig Jahre alt und nur von einem kleinen Heere umgeben, zog den
Empörern im Vertrauen auf den göttlichen Schutz entgegen und schlug sie
bei Veszprim vollständig auf's Haupt. Nach dieser Niederlage hielt
das Christenthum seinen triumphirenden Einzug in Ungarn. Heid¬
nische Tempel und Götzenbilder verschwanden, christliche Kirchen und
Klöster erhoben sich an den Hauptpunkten des Reiches. Fromme Mis¬
sionäre durchzogen alle Provinzen, predigten das Kreuz und tauften
die Schaaren. Stephan war selbst zum Missionär geworden. Er
durchreiste alle Gegenden seines Reiches, versammelte das Volk um sich
und suchte es durch liebreiche Vorstellungen zur Annahme des Christen¬
thums zu bewegen. Nachdem nun die meisten Ungarn getauft waren,
theilte er das ganze Reich in zehn Bisthümer und ernannte fromme
Priester zu Bischöfen, damit unter ihrer Obhut der allerwärts aus¬
gestreute Same des göttlichen Wortes zu einer fruchtreichen Ernte
heranreifen könne. Papst Sylvester II. bestätigte diese kirchlichen
Einrichtungen und übersandte Stephan, den sein Heer gleich nach der
Schlacht bei Veszprim zum König ausgerufen hatte, eine goldene