Full text: Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen

201 
den er besonders liebte, starb, weinte er so, als ob er den Bruder 
oder den liebsten Sohn verloren. Er ließ ihm eine goldene Grab¬ 
schrift auf Marmor setzen, viele Messen lesen und Almosen aus¬ 
theilen, nicht als ob er zweifele, daß Hadrians Seele in der seligen 
Ruhestätte wohne, sondern damit er seine Treue und Liebe gegen 
einen geliebten Freund beweise. — So steht denn Karl in der Ge¬ 
schichte der Welt und insbesondere der christlichen Kirche da als eine 
große, ehrwürdige und zugleich herzgewinnende Gestalt, groß als 
Feldherr, Gesetzgeber, Beförderer der Wissenschaften und Künste, 
ehrwürdig als frommer, christlicher Kaiser, herzgewinnend durch 
einfache Sitten, durch seine Milde und Liebe gegen Arme, gegen 
seine Familie und seine Freunde. H e p p. 
14. Der heilige Stephanus, König von Ungarn. 
Das schöne und fruchtbare Ungarn war bis gegen die Mitte des 
zehnten Jahrhunderts von Heiden bewohnt. Von da an warf das Licht 
des christlichen Glaubens seine Strahlen auch über dieses Land. Christ¬ 
liche Glaubensboten kamen und predigten den Gekreuzigten. Mehrere 
tausend Ungarn und unter ihnen Geisa, der Herzog des Landes, 
ließen sich taufen. Der größere Theil des Volkes aber betete noch die 
Götzen an und selbst die zu Christus Bekehrten thaten nicht vollständig 
allen heidnischen Aberglauben von sich. Erst Geisa's Sohn und Un¬ 
garns erster König, der tapfere und fromme Stephan, führte das 
ganze Volk zum Glauben an Christus und befestigte die christliche 
Kirche in seinem Reiche. Er ist der Apostel Ungarns. 
Geboren 977 zu Gran, der damaligen Hauptstadt Ungarns, 
folgte Stephan seinem Vater im Jahr 997 in der Regierung. Bei 
diesem Thronwechsel empörten sich die zahlreichen Heiden des Landes 
gegen ihren christlichen Herrscher; allein Stephan, obgleich erst 
zwanzig Jahre alt und nur von einem kleinen Heere umgeben, zog den 
Empörern im Vertrauen auf den göttlichen Schutz entgegen und schlug sie 
bei Veszprim vollständig auf's Haupt. Nach dieser Niederlage hielt 
das Christenthum seinen triumphirenden Einzug in Ungarn. Heid¬ 
nische Tempel und Götzenbilder verschwanden, christliche Kirchen und 
Klöster erhoben sich an den Hauptpunkten des Reiches. Fromme Mis¬ 
sionäre durchzogen alle Provinzen, predigten das Kreuz und tauften 
die Schaaren. Stephan war selbst zum Missionär geworden. Er 
durchreiste alle Gegenden seines Reiches, versammelte das Volk um sich 
und suchte es durch liebreiche Vorstellungen zur Annahme des Christen¬ 
thums zu bewegen. Nachdem nun die meisten Ungarn getauft waren, 
theilte er das ganze Reich in zehn Bisthümer und ernannte fromme 
Priester zu Bischöfen, damit unter ihrer Obhut der allerwärts aus¬ 
gestreute Same des göttlichen Wortes zu einer fruchtreichen Ernte 
heranreifen könne. Papst Sylvester II. bestätigte diese kirchlichen 
Einrichtungen und übersandte Stephan, den sein Heer gleich nach der 
Schlacht bei Veszprim zum König ausgerufen hatte, eine goldene
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.