Full text: Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen

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scheiden und es dadurch rein zu erhalten. Sie sondern, wie die Leber 
und die Drüsen, Galle und andere scharfe Flüssigkeiten aus dem Blute 
atz. _ Die Gedärme werden von der Netzhaut und dem Gekröse in 
der rechten Lage erhalten. Sehr leicht kann aber diese Netzhaut 
platzen und die Gedärme treten heraus. Darum soll man sehr vor¬ 
sichtig sein im Tragen und Heben schwerer Lasten. 
Knochen und Eingeweide werden von der Haut umschlossen. 
Sie besteht aus vier Hüllen, Decken oder Häuten, wovon die unterste 
Fetthaut heißt und die Bestimmung hat, die unter ihr liegenden 
Fleischbündel oder Muskeln geschmeidig zu erhalten. Dann folgt die 
eigentliche Haut, die mit vielen Gefäßen, Nerven und Adern durch¬ 
zogen und deßhalb sehr empfindlich ist. Eine schleimige Haut und die 
feste Oberhaut, welche an Händen und Füßen sehr hart und nicht 
selten zu Warzen und Hühneraugen verhärtet ist, liegen über den eben 
genannten Häuten. Die Haut wird an manchen Stellen geziert und 
geschützt durch Haare und Nägel. — Sie ist mit unzähligen kleinen 
Oeffnungen oder Poren bedeckt, in welchen sich Adern und Gefäße 
endigen, die das Unbrauchbare aus dem Blute ausscheiden und reine 
Lebenslust einsaugen. Darum soll man aber auch die Haut rein er¬ 
halten, damit dieses wichtige Geschäft stets vor sich gelnn kann. 
4 Von den Ne rven und den Sinnen. 
Empfindung und Leben geben dem Körper die Nerven. Sie 
sind die eigentlichen Werkzeuge, wodurch die Seele sich äassert; 
denn sie bilden das Vermögen der Empfindung oder der Sinne. Auf 
eine wunderbare Weise verknüpfen sic Seele und Leib mit einander, 
sind somit die höchsten und wichtigsten Eingeweide des Körpers. 
Die Nerven sind zwirnförmige, weisse, hohle, mit Nervensaft 
angefüllte, höchst empfindliche Fäden, welche paarweise durch den 
ganzen Körper sich verbreiten und an gewissen Stellen sich zu 
Schlingen, Knoten u. s. w. verflechten. Sie haben ihren Hauplsitz 
und Ursprung im Gehirne und Rückenmark. — Das Gehirn 
besteht aus dem grossen und kleinen Gehirn und wird von einer 
dreifachen Haut und der harten Hirnschaale geschützt. Der Stoff 
des Gehirns ist eine weisslichgraue breiartige Masse, welche mit den 
feinsten Fasern durchzogen ist. Unter dem grossen Gehirn liegt das 
kleine, welches mit dem Rückenmark in Verbindung steht. Das 
Rückenmark ist ein grauer, markiger Stoff, der das Innere der 
Wirbelsäule ausfüllt. — Von dem Gehirne und dem Rückenmark 
entspringen die Nerven und geben nicht nur dem ganzen Körper 
Leben und Empfindung, sondern setzen auch die obengenannten 
Werkzeuge des Blutumlaufs, des Athemholens und der Ernährung 
erst in Thätigkeit, wesshalb auch dieselben von zahlreichen Nerven 
und Nei vengeflechten durchzogen sind. — Ohne die Nerven ist der 
Körper ohne Empfindung, wie wir dieses an den Haaren und Nägeln 
sehen, welche keine Nerven haben und desshalb auch geschnitten 
werden können. Werden die Nerven zerschnitten oder sonst auf 
irgend eine W'eise verletzt, so verliert der verletzte Theil des Körpers 
Empfindung und Beweglichkeit; ja eine gewaltsame Erschütterung des 
Gehirns kann Wahnsinn und selbst den Tod nach sich ziehen. — 
Die Nerven werden von aussen und von innen gereizt, und dadurch
	        
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